Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 33. (1980)
HEINDL, Waltraud: Aspekte der Ehescheidung in Wien um 1900. Grenzen und Möglichkeiten der Erforschung des Problems
226 Waltraud Heindl einverständliche prozessuelle Ehescheidungen Ehescheidungen Müitär 17 0 Beamte, Anwälte, Ärzte Lehrer, Gelehrte Journalisten, Schriftsteller, Schauspieler, „freie Intelligenz“ 27) 95 8 Künstler 16 2 Industrielle, Gewerbetreibende, Kaufleute „wirtschaftlich Selbständige“ 119 44 Rentiers 23 1 Arbeiter, Gehilfen, „Unbemittelte“ 222 65 Bedienstete28) 40 9 sonstige Berufe 27 9 ohne Beruf 2 2 Gesamtzahl 561 140 Aus dieser Aufstellung geht hervor, daß die absolute Scheidungsziffer bei den - um in der Terminologie der Zeit zu bleiben - „Unbemittelten“ am höchsten war. Allerdings war auch die Eheschließungsziffer der Arbeiter und Bediensteten mehr als doppelt so hoch als die der Selbständigen und der freien Intelligenz, also des Mittelstandes29), daher stellt sich für den Bereich Wien gerade die Ehescheidungsrate der Arbeiterschaft als nicht so gravierend dar, wie Englisch sie sehen möchte. Dennoch war das allgemeine ständige Anwachsen der Ehescheidungszahlen bei der Arbeiterschaft nicht zu übersehen30). 27) Die Bezeichnungen „freie Intelligenz“, „wirtschaftlich Selbständige“ und „unbemittelte Klasse“ werden der damaligen Terminologie entsprechend von Englisch verwendet. 28) Darunter Amtsdiener, Briefträger, Kondukteure etc. 29) „Eheschließungen nach den Berufen“: Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien für das Jahr 1905 46 f. Die dort angeführten Berufskategorien der Eheschließungsstatistiken korrespondieren nicht mit jener der Ehescheidungsstatistik, daher ist ein genauer Vergleich nicht möglich. 30) Siehe S. 221. Für ganz Österreich berechnet, waren im Jahr 1896 auf 1000 Eheschließungen bei den Arbeitern noch 1,32 Ehescheidungen, bei den Unternehmern jedoch 1,37 Ehescheidungen entfallen; im Jahre 1902 hatte sich das Verhältnis bereits umgekehrt, auf 1000 Eheschließungen der Arbeiter kamen 3,31 Ehescheidungen, auf 15*