Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 32. (1979)

THOMAS, Christiane: Ornat und Insignien zur lombardo-venezianischen Krönung 1838. Entwurf und Ausführung

ORNAT UND INSIGNIEN ZUR LOMBARDO-VENEZIANISCHEN KRÖNUNG 1838 ENTWURF UND AUSFÜHRUNG Von Christiane Thomas Am 20. Dezember 1837 fiel eine Entscheidung, die einen Höhepunkt des ze­remoniellen Lebens am österreichischen Kaiserhof vorbereiten sollte. 1838 stand für die Hofbehörden, für innenpolitische Gremien und die kaiserliche Familie selbst im Zeichen eines Ereignisses, das in mehr als einer Hinsicht Seltenheitswert besaß: Ferdinand I. hatte beschlossen, sich im September in Mailand zum König Lombardo-Venetiens krönen zu lassen'). Von den vielen Aspekten, die der Historiker zur Beurteilung eines solchen nicht alltäglichen Vorkommnisses berücksichtigen kann* 2), interessieren hier - bedingt durch den Fund der bisher verloren geglaubten Entwürfe der Krönungsgewänder *) Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien Kabinettsarchiv Staatskonferenzakten a ZI. 114/1838: Konferenzprotokoll von 1838 März 1; Hofarchive Oberstkämmereramt (= OKäA) ZI. 1759/r. 28/4/1837: kaiserliches Handschreiben von 1837 Dezember 20; Staatskanzlei Vorträge 281: kaiserliches Handschreiben von 1837 Dezember 20. - So­fern nicht anders vermerkt, stammen alle zitierten Akten aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Die wenigen Akten, die im Archiv der Wiener Weltlichen Schatzkammer (Kunsthistorisches Museum, Hofburg) vorhanden sind (die Schatzkammer war als durchführendes Organ in starkem Maße bei der Bereitstellung von Geschenken und der Ausführung der Insignienentwürfe beteiligt), sind einerseits bereits durch Her­mann Fillitz Die Insignien und Ornate des Kaisertums Österreich in Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien 52 = N. F. 16 (1956) 143-146 und Christiane Thomas Die Wiener Weltliche Schatzkammer. Verwaltung und Funktion: 1800—1870 (phil. Diss. Wien 1963) 103-108, 385 ff erfaßt; sie finden sich andererseits als Konzepte im Archiv der Vorgesetzten Behörde, des Oberstkämmereramtes, dessen wesentlich reichhaltigeres Material hier ausgewertet werden soll. - Daß die Reise nach Maüand mit einem Aufenthalt in Tirol zur Entgegennahme der Huldigung gekoppelt war, darf hier vernachlässigt werden. 2) Die außenpolitische Komponente wurde durch Ferdinands Wunsch, keine „au­ßerordentlichen, diplomatischen Sendungen von auswärtigen Höfen“ und keine italie­nischen regierenden Fürsten außer Mitgliedern des Hauses Österreich als Gäste zu be­grüßen, bewußt ausgeschaltet (Staatskanzlei Vorträge wie Anm. 1), was selbstverständ­lich nicht heißt, daß Reaktionen des Auslands ausbleiben würden. Wesentlich gravie­render sind aber alle Folgerungen, die sich auf innenpolitischem Gebiet ergaben, wie z. B. die Tatsache, daß der Rang des 1815 konstituierten Königreichs durch die Krö­nung des Herrschers im Verhältnis zu anderen Ländern der Monarchie aufgewertet wurde. Welche Bedeutung man der Zeremonie beimaß, ist schon daraus ersichtlich, daß die oberste Instanz für wichtigste Staatsangelegenheiten, die Staatskonferenz, fe­derführend war, deren Vorsitz seit Dezember 1836 der Kaiser, bei seiner Verhinderung

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