Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 32. (1979)

HÖFLECHNER, Walter: Anmerkungen zu Diplomatie und Gesandtschaftswesen am Ende des 15. Jahrhunderts

8 Walter Höflechner Entwicklung zum Zentralismus eine konsequente Organisation des Staates ermöglichte, war die Entwicklung im Reich keineswegs so günstig verlaufen, und der König war wesentlich auf seine Hausmachtmittel angewiesen. So war das Gesandtschaftswesen in den Anfängen Maximilians geprägt von Im­provisation und Mangel am Wichtigsten, immer wieder haben auswärtige Mächte ihre Unzufriedenheit in dieser Hinsicht bekundet17). Wohl ist durch die Anforderungen in den Jahren nach 1494 im Großen gesehen eine Verbes­serung eingetreten, doch wurde diese in ihrer Wirksamkeit durch die Krise der königlichen Macht aufgehoben. In der Folgezeit trat — soweit sich die Dinge erkennen lassen - eine gewisse Stabilisierung ein, und es bildete sich eine Gruppe von einigermaßen ausgebildeten und erfahrenen Verwaltungsbe­amten heraus, die der Verwendung in diplomatischer Mission gewachsen wa­ren, sich aber in der Regel nicht mit den hervorragenden Diplomaten aus den romanischen Ländern messen konnten, zumal ihnen niemals deren Mittel zur Verfügung standen18). Ein die Mehrzahl der europäischen Mächte betreuen­Geldmangel litten, so etwa die Spanier, die vor allem in London unter recht erbärmli­chen Verhältnissen lebten, wofür sich bei Bergenroth sehr interessante Beispiele finden; Mattingly 148ff hat auf die Knausrigkeit Ferdinands von Aragon und ihre Auswirkung auf die Diplomatie nachdrücklich hingewiesen, wenn er auch die Bedeu­tung dieses Umstandes vielleicht ein wenig überschätzt haben dürfte. Auch die vene­zianischen Gesandten haben hin und wieder ernste finanzielle Schwierigkeiten gehabt, wofür Francesco Morosini (Höflechner Die Gesandten n. 23.41) in Neapel ein Bei­spiel ist, der seine Habe nach und nach versetzen mußte. Doch waren dies natürlich nur Schwierigkeiten, die einzelne Gesandte, nicht aber den Konstituenten betrafen. 1T) So heißt es verschiedentlich in Quellen, daß die Gesandten des Römischen Kö­nigs zu langsam reisten - was sich nicht unbedingt auf die reine Fortbewegung, son­dern vielfach auch auf die meist aus finanziellen Gründen verspätete Abfertigung be­zogen haben mag; daß sie nicht ausreichend bevollmächtigt und wohl auch nicht aus­reichend unterrichtet waren. Finanzielle Schwierigkeiten waren selbstverständlich: Als 1500 endlich die große Reichsgesandtschaft nach Frankreich abging, waren die Ge­sandten bereits in Troyes, also bald nach Überschreiten der Grenze gezwungen, vom Reichsregiment Geld anzufordern und in Frankreich bis zu dessen Eintreffen Schulden zu machen; auch gab es Gesandte, die beim Adressaten auf ihre Papiere warten muß­ten, einer - Luca de Renaldis - erschien bei der Signorie überhaupt ohne Kredenz: Höflechner Die Gesandten nn. 1.66, 1.78. Von Gesandten anderer Länder ist sehr wohl überliefert, daß sie sehr rasch, ähnlich den Kurieren, reisten; einer dieser wirk­lich schnell reisenden Gesandten war der päpstliche Legat Gasparo Golfi, von dem Sanuto 1501 mitteilt, daß er die Strecke von Venedig nach Rom in drei, höchstens aber vier Tagen zurücklegen wolle; Golfi war auch auf seiner Mission nach Ungarn und Po­len sehr schnell gereist: Höflechner Die Gesandten n. 10.18; vgl. auch Bergenroth n. 282. 18) Eine Einschätzung der Leistungen der maximilianischen Gesandten ist nicht leicht, da nur wenige Gesandte auf ihren Missionen in kompliziertere, längerdauernde Verhandlungen verwickelt waren und wir zudem praktisch über keine unmittelbaren Berichte verfügen — mit Ausnahme der Briefe des in weitgehender Unkenntnis der ita­lienischen Verhältnisse etwas schwächlich agierenden Bernhard von Polheim und der Finalrelation der Reichsgesandtschaft 1500/01, die sich gegen die Franzosen in unter­legener Stellung erstaunlich gut gehalten hat. Zu den Gesandten, die den Adressaten Respekt abnötigten, gehörten auch der sehr energische Georg Elacher, der 1499 an der Signorie erschien, und Georg von Thurn, der Nachfolger des Nikolaus von Poppel

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