Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)

472 Anna Hedwig Benna tionen wie der Anima zu wahren, mit seinem Vertreter Mgr. Emanuel Corra- gioni Orelli von der Schweizer Garde, einem Luzerner, die laufenden Ver­waltungsangelegenheiten der Anima regeln solle60). Schwendt, dessen Tätig­keit erst mit der Liquidierung der Auslandsorganisation des Ministeriums des Äußern 1920 endete und der in den Dienst der Republik Österreich 1921 übernommen wurde61), blieb in dauernder brieflicher Verbundenheit mit Rektor Brenner in Wien und Botschafter Schönburg-Hartenstein in der Schweiz62). Dank der guten Zusammenarbeit zwischen Rektor, Botschafter, spanischer Schutzmacht und der Kurie konnte eine 1917 drohende Requirie­rung des Gebäudekomplexes der Anima durch italienische Militärbehörden verhindert werden63). Mit Zustimmung Rektor Brenners wurde der Weg des geringeren Übels beschritten: Die Anima stellte dem Roten Kreuz Räume zur Verfügung und bewahrte damit die Kunstwerke der Prunkräume, der Kardi­nals- und Bischofswohnungen vor einer militärischen Requirierung mit allen ihren Folgen64). Gegen die seit April 1918 bestehende Absicht der italieni­schen Regierung, die Anima unter Zwangsverwaltung zu stellen65), bot die Rechtslage nach Ansicht des Ministers des Äußern Graf Ottokar Czernin keine Handhabe, das Vorgehen Italiens durch einen völkerrechtlich begrün­deten Protest zu bekämpfen, da Österreich-Ungarn selbst in einzelnen Fällen Sequester über italienisches Eigentum verhängt hatte66). Rektor Brenner war allerdings anderer Meinung: Die italienischen Dekrete könnten nicht auf die Anima und den Campo santo angewendet werden, da diese Institute keine ,enti di nationalitä nemica* darstellten, sondern ihrer Natur nach kirchlicher Besitz seien, über dessen stiftungsmäßige Verwaltung der Kaiser von Öster­reich als Protektor durch die Botschaft beim Hl. Stuhl lediglich ein Auf­sichtsrecht ausübe, während die unmittelbare Rechnungslegung dem kirchli­60) HHStA PA XI 254: Bericht Schwendts an Schönburg-Hartenstein, 1915 Juli 4; Weinbacher Aus der Chronik 133. 61) HHStA N. Admin. Reg. 107 (Personalakt Josef Schwendt): BKA AA ZI. 23588/4-1923, Erlaß an Ges. Rom V., 1923 Juni 1 (Konz.). 62) HHStA PA XI 254 sowie Ges. A. Rom V. V 9-11. 63) HHStA PA I 741 (Generalia X/10 R Anima): Telegramm Schönburg-Harten­steins an Musulin, 1917 Dezember 28 Bern; Verbalnote der spanischen Botschaft beim italien. Hof (überreicht mit Note der spanischen Botschaft in Wien), 1918 Jänner 29; Vermerk: „Mgr. Brenner am 6. 2 zur Einsicht gegeben“; Weisung nach Bern, 1918 Jän­ner 12; Weisung nach Madrid, 1918 Jänner 12; Ges. A. Rom V. V 9: Telegramm an Schönburg-Hartenstein, 1918 Jänner 12. 64) HHStA PA I 741 (Generalia X/10 R Anima): Schwendt an Schönburg-Harten­stein, 1918 April 21 Rom, als Beilage zu Bericht Rom V. ZI. 52 B, 1918 Mai 14 Luzern; Vermerk: „wurde Rektor Brenner mitgeteilt“; Ges. A. Rom V. V 10-11 (Konv. Anima): Bericht Rom V. ZI. 52 B, 1918 Mai 14. 65) HHStA PA I 741 (Generalia X/10 R Anima): Schwendt an Schönburg-Harten­stein, 1918 April 30 Rom, als Beilage zu Bericht Rom V. ZI. 53 A, 1918 Mai 18 Luzern; Bericht Rom V. ZI. 53 D, 1918 Mai 18 Luzern. 66) HHStA PA I 741 (Generalia X/10 R Anima): Weisung an Schönburg-Harten­stein n. 2895, 1918 Juni 13 (Konz.); Ges. A. Rom V. V 10-11 (Konv. Anima): Weisung an Schönburg-Hartenstein n. 2895, 1918 Juni 13 (Or.).

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