Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas
Anna Hedwig BENNA: Die Republik Österreich und Sancta Maria de Anima in Rom (1918-1938)
Österreich und Sancta Maria de Anima 469 kirchliche Protektor eine Aufwertung: Der Kardinalprotektor wird durch den Papst bestimmt40). Die Kurie kam den österreichischen Wünschen, daß bei Bestimmung des kirchlichen Protektors nicht eine dem Kaiser mißliebige Person ernannt wird41), nur insofern entgegen, als sie keine detaillierten Regelungen bezüglich des Kardinalprotektors in das Breve aufnahm, aber Bemerkungen bezüglich seiner Person in einer eigenen Note des Staatssekretariats niederlegte, die dem österreichischen Botschafter zusammen mit einer Abschrift des Breves überreicht wurde42). Die Kurie gestand Österreich in dem Breve auch ein weiteres Desideratum zu: die Mitgliedschaft des österreichischen Botschafters beim Hl. Stuhl in dem aus fünf bis sieben Mitgliedern bestehenden Verwaltungsrat der Stiftung, in dem der Rektor den Vorsitz führte und in dem außer gewählten Mitgliedern aus den Staaten des Deutschen Bundes auch je ein Belgier und Holländer vertreten waren43). Das Breve von 1859 schuf die Grundlagen für das von Flir geplante und in den folgenden Jahrzehnten sich entfaltende Priesterkolleg, das aus den von den Diözesanbischöfen vorzuschlagenden Kaplänen und Konviktoren aus den Staaten des Deutschen Bundes bestehen sollte, die zur Vervollkommnung ihrer Studien im kanonischen Recht und zur Erlernung der Kurialpraxis nach Rom entsandt wurden44). Als Konviktoren konnten Priester auf eigene Kosten in das Kolleg eintreten. Vor dem Ersten Weltkrieg betrug die Zahl der Kapläne und Konviktoren gewöhnlich 18 4S). Seit dem Abbau des Staatskirchentums in Österreich, endgültig nach dem Abschluß des Konkordats von 1855, dessen Art. 3 den Bischöfen den freien Verkehr mit der Kurie gewährleistete46), wuchsen der Anima neue Aufgaben durch Führung von Agentiegeschäften für zahlreiche Diözesen zu. österreichische Kirchenfürsten waren nicht abgeneigt, der Anima Agentiegeschäfte zu übertragen, die bisher durch die diplomatische Vertretung besorgt worden waren47). Die zu erwartenden Einnahmen konnten nach Ansicht des Ministeriums des Äußern für die Vergrößerung des Priesterkollegs verwendet werden48). Der Anima wurde 1858 die Besorgung geistlicher Angelegenheiten 40) Nagl-Lang Urkundliches 81; Schmidlin Geschichte 765; Wodka in ZRG KA 33 322 Anm. 87; Lenzen weger Sancta Maria de Anima 63. 41) Lenzenweger in MÖStA 13 382f. «) Ebenda 386. 43) Nagl-Lang Urkundliches 79; Schmidlin Geschichte 761; Lenzenweger Sancta Maria de Anima 63. 44) Lenzenweger Sancta Maria de Anima 64. 45) HHStA Politisches Archiv des Ministeriums des Äußern (= PA) I 741 (Generalia X/10 Rom 2): Notiz des Rektors Maximilian Brenner, 1918 Ende März. 46) Blaas in MÖStA 11 76; Erika Weinzierl Die österreichischen Konkordate 1855 und 1933 (Österreich Archiv, Wien 1960) 251. 47) Richard Blaas Die k. k. Agentie für geistliche Angelegenheiten in MÖStA 7 (1954) 83. Zu der in der Zeit des Staatskirchentums zur Unterbindung des direkten Verkehrs der Bischöfe mit der Kurie an der kaiserlichen Botschaft in Rom errichteten Agentie für geistliche Angelegenheiten vgl. Blaas ebenda 47f, 49f. ♦*) Ebenda 77.