Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Franz DIRNBERGER: Matteo Salvi und das Ende der italienischen Stagione an der Hofoper in Wien

MATTEO SALVI UND DAS ENDE DER ITALIENISCHEN STAGIONE AN DER HOFOPER IN WIEN Von Franz Dimberger Während man für das 16. Jahrhundert auf dem Gebiete der Musik von nie­derländischem Einfluß spricht, dominierten im 17. und lange Zeit im 18. Jahrhundert die Italiener am Wiener Hof, der bezüglich der Opernkunst ge­radezu als europäisches Zentrum bezeichnet werden kann. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gesellte sich dazu die französische Oper, und erst als Folge des Zusammenbruches der Kohäry’schen Hoftheaterpachtung 1776 erstand 1778 die deutsche Oper. Die umsichtige Führung der Hoftheater unter Kaiser Joseph II. gestattete 1783 eine Rückkehr zur beliebteren italienischen Oper. Aber die starke finanzielle Belastung des Theaterbudgets durch die beträcht­lich teueren Sänger und Sängerinnen veranlaßte 1802 den neuen Hofthea­terpächter, „Vizedirektor“ Freiherrn Peter von Braun, Kaiser Franz II. (I.) die Bitte vorzulegen, von der Verpflichtung, italienische Opern zu geben, be­freit zu werden. Mit Ausnahme einiger Aufführungen, besonders unter dem Pächter Ferdinand Graf Pälffy und dessen Impresario Antonio Cera 1816, trat bis zur neuerlichen Verpachtung des Kärntnertortheaters 1821 eine Pause in dieser Kunstgattung ein. In dem am 6. November 1821 abgeschlos­senen Vertrag wurde der neue Pächter Domenico Barbaja verpflichtet, das ganze Jahr hindurch täglich gute deutsche Opern und in jeder Woche nicht weniger als dreimal Ballette zu geben. Zur Aufführung italienischer Opern, welche Barbaja angeboten hatte, war er berechtigt, aber nicht verpflichtet, jedoch erhielt er ein Privileg hiefür, bezogen auf Wien einschließlich der da­maligen Vorstädte mit Ausnahme des Josefstädter Theaters. Die staatliche Subvention betrug 140.000 Gulden C. M., wenn durch wenigstens drei Mo­nate italienische Opern gegeben wurden (die Subvention für das Hofburg­theater belief sich auf 40.000 Gulden C. M.), ohne italienische Opern 125.000 Gulden C. M. Diese großzügige Unterstützung ermöglichte eine Renaissance der italienischen Opemkunst, die auch unter Barbajas Nachfolger Wenzel Robert Graf Gallenberg (1828/29), stark reduziert unter dem Administrator beider Vorgänger und früheren Ballettänzer Louis Duport (1830/35) sowie wieder intensiv unter den letzten Hoftheaterpächtem Carlo Balochino und Bartholomeo Merelli (1835/48) anhielt. Im Laufe dieser Jahre bürgerte sich ein, daß die Monate April, Mai und Juni der italienischen Stagione Vorbehal­ten blieben, wobei Opern in italienischer Sprache allerdings das Jahr über gestattet waren. Die letzte Vertragsverlängerung datiert vom 20. Jänner 1845, in der für die Stagione 60 Vorstellungen in den drei Monaten vorgeschrieben wurden.

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