Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 31. (1978) - Festschrift für Richard Blaas

Anna CoRETH: Fra Hippolito da Pergine und Kaiser Leopold I.

96 Anna Coreth Besonders aber wurde P. Hippolito zunächst vom Kaiser weiterhin gestützt. Von Preßburg aus, wo der ungarische Reichstag und die Krönung Josephs am 8. Dezember 1687 stattfanden, hatte er von der außerordentlichen Güte der kaiserlichen Hoheiten geschrieben, - aber auch, daß die Bosheit der anderen überwiege99). Das Verhältnis zum Kaiser war mannigfachen Belastungen ausgesetzt, lag doch einer Reihe von Personen daran, Fra Hippolito vom Mo­narchen zu trennen. Auch Marco d’Aviano stand infolge von Rivalitäten der Orden nicht mehr voll auf Seite des Franziskaners. Was seine Bemerkung über diesen, die er später (1693) machte —, in einer Christenheit, die durch Schmeichelei und Verstellung verdorben sei, wäre die Gefahr groß, sich zu verirren100), — wirklich besagt, müßte sich erst erweisen. Krank und seelisch bedrückt erreichte P. Hippolito im Februar 1688 die Zu­billigung, sich vom Hof in ein Kloster nach seiner Wahl in der Nähe von Wien zurückziehen zu dürfen, wobei er sich für Aufträge des Kaisers bereit­zuhalten habe. In diesem schon erwähnten Schriftstück vom 15. Februar, in dem Leopold zugibt, den Pater wegen seines Geistes der Wahrheit und des geistlichen Trostes, des Rates und der Hilfe in größten Wirren drei Jahre lang gegen dessen Willen zurückgehalten zu haben, ernennt er ihn gleichzeitig zu seinem „intimo famigliare“ und übernimmt weiterhin die Kosten für dessen Unterhalt und für den des ihn begleitenden Ordensbruders101). Hippolito führte sein Vorhaben alsbald aus und zog sich zunächst in das Franziskaner­kloster St. Jakob in Klosterneuburg, später in das Kloster seines Ordens in St. Pölten zurück und war entschlossen, die Beziehungen zum Hof abzubre­chen102). Damals sind anscheinend auch die geistlichen Unterweisungen für den Kaiser zu Ende gegangen. Hippolito wurde zeitweilig zum Dienst bei Hof berufen, etwa um den Kaiser zum Kurfürstentag im Herbst 1689 anläß­lich der Wahl und Krönung Josephs zum römischen König nach Augsburg zu begleiten, wobei er im dortigen Kloster wohnte103). Kurze Zeit darauf scheint sich von mehreren Seiten her ein Sturm gegen Fra Hippolito erhoben zu ha­ben, dessen Ursachen wir noch nicht kennen. Er wurde wegen Unstimmig­keiten und Ungnade“, wie Marco d’Aviano sich ausdrückt, bewogen, aus der ") Derselbe an denselben, 1688 Mai 9; ebenda. 10°) Marco d’Aviano an P. Gabriel Pontifeser 1693 November 16: Farn. Korr. A 50; Anna Coreth Unbekannte Briefe P. Marco d’Avianos an P. Gabriel Pontifeser aus Klausen in MÖStA 9 (1956) 38. 101) Patent Kaiser Leopolds von 1688 Februar 15: Arch. Franc. Trento. 102) Kaiserin Eleonora an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, 1688 Juh 8: GStA Mü. K. bl. 45/15: ,,P. Hippolit ist verreist, hatt mihr dis paket an E(uer) D(urchlaucht) geschickt, ich bilt mihr ein, er schickt E. D. die brif wider zurukh, wie ers auch dem Herzoch von Lottering hatt zurukh geben; will sich ganz retiriren“. Später muß er auch dem Kaiser dessen Briefe zurückgestellt haben, die heute in der österreichischen Nationalbibliothek hegen. 103) Francesco Tucci, Auditor der Wiener Nuntiatur, an Kardinal-Staatssekretär Cybo, 1689 November 11 Augsburg (Héyret Korrespondenz 2 296): Markus von Aviano sei vom Hof fortgegangen, während P. Hippolito sich in ein Kloster seines Or­dens in der Vorstadt von Augsburg zurückgezogen habe.

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