Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

MIKOLETZKY, Lorenz: Der Brand von Hamburg 1842. Aus den Akten der Staatskanzlei und der Präsidialabteilung der Hofkammer zu Wien

DER BRAND VON HAMBURG 1842 AUS DEN AKTEN DER STAATSKANZLEI UND DER PRÄSIDIALABTEILUNG DER HOFKAMMER ZU WIEN Von Lorenz Mikoletzky Am 5. Mai des Jahres 1842 um V22 Uhr früh wurde eine der bedeutend­sten Handelsstädte auf deutschem Gebiet von einer verheerenden Feuers­brunst heimgesucht. Vier Tage lang wütete das Inferno in der Freien und Hansestadt Hamburg. Menschenverluste und ungeheurer Sachschaden standen einer finanziellen Einbuße von ungefähr 65 Millionen Mark Bankó gegenüber. Aber wie in allen Zeiten beschlossen die nahen und fernen Staaten, wissend, wie nötig man selbst Hilfe in solchen Situationen brauchen würde, zum Aufbau der Stadt und zur Linderung der Not Gelder und Waren in das betroffene Gebiet zu senden. An Spenden liefen im ganzen ungefähr 2,5 Millionen Taler ein, und eine Staatsanleihe in der Höhe von 34 Millionen Mark Bankó ermöglichte den sofortigen Wieder­aufbau der Stadt. Die Monarchie Österreich stand bei den Sammlungen und Spenden für die Geschädigten inmitten einer großen Zahl von Wohl­tätern. Die von Kaiser und Volk ausgehenden Hilfeleistungen sollen, da sie in der Korrespondenz des österreichischen Gesandten und des General­konsuls in der Hansestadt ihren Niederschlag gefunden haben, im fol­genden die Grundlagen der Ausführungen bilden. Schon vom ersten Tag des Unglücks datiert der Bericht des Generalkon­suls Sisinio Pretis de Cagnodo an den Hofkammerpräsidenten Baron Karl Friedrich von Kübeck-Kübau. Der ungeheure Reichtum und das große Handelsvolumen der Stadt trugen ungewollt zur raschen Verbreitung des Feuers bei, da die in den Speichern gelagerten Waren, leicht entzündbare Stoffe, den Flammen neue Angriffspunkte boten. Pretis geht ins Detail und schildert die Situation: „... Ungefähr in der Mitte der Deichstraße entstanden, strich das Feuer der nördlichen Reihe derselben entlang, warf sich dann, während man hier löschte, auf die rückwärts stehenden Speicher und verbreitete sich von diesen sowohl nach dem Rödingsmarkte hin als nach der Deichstraße zurück. Von der Nord­seite derselben ging es endlich auf die Südseite über und schritt so vorwärts in drei- bis vierfacher gerolleter Linie, in den inmitten liegenden Speicher stets neue unbesiegbare Kraft schöpfend. Nahe an den Hopfenmarkt gelangt, zündete es zum erneuten Schrecken Aller, von einer kaum begreiflichen Ferne den durchgehend mit Kupferblech überzogenen Jakobithurm, und durch das Herabstürzen desselben ward mit einem Male auch die Jakobikirche eine

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