Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

Rezensionen

560 Literaturberichte Tagungen in Zusammenarbeit mit Kunst- und Kulturhistorikern (wie etwa des Instituts für Realienkunde in Krems) erweitert zu werden. All diese Überlegungen sollen keineswegs von den Vorzügen der Publi­kation ablenken: In so vollständiger Art ausgearbeitete Vorträge, denen ausführlichste Literatur- und Quellennachweise angeschlossen sind, stel­len nicht nur den „handgreiflichen“ Beweis eines erfolgreichen Speziali­stentreffens dar, sondern repräsentieren darüber hinaus so etwas wie ein Handbuch zur Stadtgeschichte auf dem neuesten Forschungsstand. Öster­reich ist hiebei in großzügiger Weise berücksichtigt. Fast jedes heutige Bundesland oder besser fast jede historische Landschaft oder auch geo­graphisch bedingte Städtegruppe findet ihren Bearbeiter. Die niederöster­reichischen Städte werden allerdings nur insofern aufgenommen, als sie in den Rahmen von Peter Csendes Die Donaustädte von Passau bis Preßburg im 15. Jahrhundert (S. 95—108) passen. Hingegen ist den ober­österreichischen Städten zum ersten Mal eine eigene Abhandlung gewid­met (Alois Zauner Das Städtewesen im Lande ob der Enns: S. 109—130), was mit der „stärkeren eigenständigen Entwicklung“ im 15. Jahrhundert (S. 109) begründet wird. Bedauerlicherweise fehlen Salzburgs und Vorarlbergs Städte. Umso erfreulicher ist, daß sowohl Franz-Heinz Hye (Die Städte Tirols am Ausgang des Mittelalters: S. 155—176) wie auch Herwig Ebner (Das Städtewesen in der Steiermark am Aus­gang des Mittelalters: S. 313—359) die heute nicht mehr zu diesen Län­dern gehörenden Städte Südtirols und der Untersteiermark einbegreifen, damit der damaligen politischen Situation Rechnung tragen und so ein geschlossenes Bild der Weiterentwicklung des Städtewesens beider Terri­torien erzielen. Wenn im Fall Ebners die Ausführlichkeit auf die Spitze getrieben wird — die Verwertung bisher ungedruckter Quellen ist ge­radezu erstaunlich —, so darf, um eine Abwertung der übrigen Beiträge zu vermeiden, nicht verschwiegen werden, daß jeder Vortragende sich mehr oder weniger an die festgesetzte zeitliche Dauer zu halten verpflich­tet war, während Ebner, der wegen Erkrankung nicht in Villach anwesend war, diese Schranke nicht zu beachten brauchte. Für Kärntens Städte am Ausgang des Mittelalters (S. 131—154) — wir sprachen bereits von dem Einschluß kultureller Komponenten — kann Wilhelm Neumann im Gegensatz zur „Verfallstheorie“ (S. 154) einiger österreichischer Wirt­schaftshistoriker eine „über den Rahmen der Erwartungen weit hinaus­gehende Leistungsfähigkeit des Bürgertums“ (S. 149) glaubhaft machen. Wenn wir uns nun den Nachbarländern Österreichs zuwenden, so muß zunächst das große einleitende und gleichzeitig zusammenfassende Re­ferat von Erich Maschke — ihm ist übrigens der Band dediziert — Deutsche Städte am Ausgang des Mittelalters (S. 1—44) erwähnt werden, der die Besonderheiten der Periode vom späten 14. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts mit der Bedeutung der „Kapitalkonzentration“ (S. 29), des technischen Fortschritts und der Neuerungen im geistigen Bereich herausarbeitet. Über Stadtherr und Gemeinde in den spätmittelalterlichen Reichsstädten (S. 201—226) unter speziellem Hinweis auf die Wurzel der Reichsstadt, die königliche Vogtei, handelt Gerhard Pfeiffer. Für ein­zelne deutsche Landschaften sind zu nennen: Rudolf Seigel (Die würt- tembergische Stadt am Ausgang des Mittelalters: S. 177—200) — ein in-

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