Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

WEINZIERL, Michael: Das Commonwealth vom Aufstand der Presbyterianer bis zum 2. Staatsstreich der Armee 1659

22 Michael Weinzierl fehlshaber Blutvergießen vermeiden wollte, gekennzeichnet. Lambert berichtete dem Staatsrat: ,Die Reiter beider Teile haben sich als Engländer geschlagen; die unseren gewannen das Übergewicht. Ich kann mich keines großen Sieges rühmen, aber ich halte die Gegner für geschlagen'119); ob­wohl nur 30 Anhänger Booths gefallen waren, erwies sich Lamberts Ein­schätzung als richtig. Am 27. August kapitulierte Chirke Castle, der letzte Zufluchtsort der Anhänger Booths 12°). Booth geriet mit den bedeutendsten Verschwörern in Gefangenschaft; nur Lord Mordaunt gelang eine aben­teuerliche Flucht auf den Kontinent. „Booth’s Rising" scheiterte daran, daß zwar ein großer Teil der Gentry mit den Aufständischen sympathisierte, aber nicht bereit war, sich aktiv an einer bewaffneten Revolte zu beteiligen. Zwei Gründe scheinen mir dafür entscheidend gewesen zu sein: Zunächst besaß das Commonwealth mehr Anhänger, als manche zeitgenössischen Beobachter und Historiker, die diesen unkritisch folgten, annahmen 121). Solange das allerdings schwer belastete Bündnis zwischen Armee und Parlament, Commonwealthmen, Sektierern und Kongregationalisten nicht zerbrach, war die schwer ab- grenzbare Mehrheit von „moderates“ nicht bereit, sich an einem bewaffne­ten Umsturz zu beteiligen. Schließlich hat die Politik der „alten Royalisten“ und des Hofes wesent­lich zu dieser Entwicklung beigetragen. Karl II. deutete zwar gegenüber Mordaunt an, daß die Eigentümer von konfiszierten Krön-, Kirchen- und Royalistenländern unter Umständen auf Entschädigung hoffen dürften; doch war dieses Zugeständnis zu gering und fand keine weitere Verbrei­tung 122). Wenige neue Landbesitzer waren bereit, ihr Eigentum für eine unsichere Kompensation aufs Spiel zu setzen. Clement Walker schrieb: ,Diejenigen Presbyterianer, die keine Ländereien der Bischöfe besaßen, zeigten kein Wohlwollen für das Parlament, doch Angehörige dieser Partei, die ein wirtschaftliches Interesse an diesen Grundbesitztümern haben, sind so positiv eingestellt wie die besten Republikaner'123). Ein Erfolg von „Booth’s Rising" hätte wahrscheinlich zu einer Restauration auf den Grundlagen der presbyterianischen Verfassungsvorschläge von 1I9) Vgl. die Darstellung bei Leopold Ranke Englische Geschichte vor­nehmlich im 17. Jahrhundert 4 (Leipzig 1870) 237. 12°) whitelocke Memorials 684. 121) Besonders James R. Jones Booth’s Rising of 1659 in Bulletin of the John Rylands Library 39 (1956/57) 416—443. Jones stellt hauptsächlich die Aktionen der Anhänger Booths dar; seine Kommentare über den Rumpf sind ebenso klischeehaft wie charakteristisch. 122) Joan T h i r s k The Restoration Land Settlement in Journal of Modern History 26 (1954) 316. 123) Ebenda 315 Anm. 3: „The men most backwards in the Parliaments Service, were such of the Presbyterians as had no engagement upon Bishops Lands; whereas others of the same party that have interest in the same Lands, are as forward as any the best affected".

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