Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

WEINZIERL, Michael: Das Commonwealth vom Aufstand der Presbyterianer bis zum 2. Staatsstreich der Armee 1659

Das Commonwealth 1659 7 habe, wenn Anglikaner und Presbyterianer ihre Konflikte überbrückten und gemeinsam vorgingen. Diese Politik war bereits um 1658 formuliert worden: So stand schon damals der Entwurf einer Erklärung zur Dis­kussion, die zwei Jahre später nur unwesentlich modifiziert als „Deklara­tion von Breda“ die Grundlage der Verfassungsregelung der Restauration bilden sollte 19). Das projektierte Bündnis zwischen Royalisten und Presbyterianern20) kam jedoch nur fragmentarisch zustande: Selbst Clarendon mißtraute dem Streben der Presbyterianer nach Vorherrschaft, das in der Forderung nach der Erfüllung des „Vertrages von Newport“ zum Ausdruck kam21). Es muß jedoch betont werden, daß der Lordkanzler damals besonders in der Kirchenfrage eine versöhnliche Haltung einnahm. Clarendon erstrebte eine Verfassungsregelung, zu der für ihn wesentlich die Kirchenfrage gehörte, mit presbyterianischer Teilnahme und Unterordnung 22). Neben den Verhandlungen mit den Presbyterianern versuchten die Roya­listen mit einzelnen ehemaligen Anhängern Cromwells ins Einverneh­men zu kommen: General Monk, Admiral Montague, Botschafter Lock­hart und Ashley-Cooper waren die prominentesten der umworbenen Politiker. Doch nur Montague scheint von den Angeboten beeinflußt worden zu sein. Die Verhandlungen mit Shaftesbury sind für das Scheitern dieser Bemühungen aufschlußreich; Charles Stuart versprach ihm persönlich Amnestie, eine Garantie seines Landbesitzes und ein nicht näher bestimm­tes Amt nach der Restauration 23). Diese Angebote beinhalten also kaum mehr als individuelle politische Überlebensgarantien; aber auch die „Ge­mäßigten“ wünschten damals Einfluß auf die Verfassungsregelung. Aus den Berichten royalistischer Agenten klingt häufig ein Wunschden­ken heraus, das manchmal für das politische Bewußtsein von Emigranten kennzeichnend ist. Die felsenfeste Überzeugung von der Gerechtigkeit i») The Nicholas Papers, ed. by Sir George Warner 4 (London 1920) 123; vgl. Bodleian Library (abgekürzt BL) MS. Clarendon 62 fol. 29 (Juli 1659), wo Karl II. selbst das Ausmaß der Amnestie in der Deklaration von Breda im wesentlichen vorwegnimmt. 20) „Presbyterianer“ war ursprünglich die Bezeichnung für diejenigen Cal- vinisten, die eine zentralisierte, eher hierarchisch verfaßte Kirche einführen wollten. Der Begriff bezeichnet später als Gegensatz zu den „Independenten“ relativ unpräzise gemäßigt-konservative ehemalige Parlamentsanhänger. 21) BL MS. Clarendon 61 fol. 223 f. Der Vertrag von Newport 1648 war ein Kompromißvorschlag der Presbyterianer für eine Verfassungsregelung mit dem König, der sich als nicht realisierbar erwies. Er sah die Einrichtung einer presbyterianischen Staatskirche und Parlamentskontrolle über die Miliz vor. 22) Ich bin Mr. George Gonszor für ausführliche Diskussionen zu Dank ver­pflichtet. 23) K. H. Haley The First Earl of Shaftesbury (Oxford 1971) 113. Das Angebot kann aus dem in Anmerkung 19 erwähnten Brief Karls und aus Coopers Antwort geschlossen werden.

Next

/
Thumbnails
Contents