Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 30. (1977)

WEINZIERL, Michael: Das Commonwealth vom Aufstand der Presbyterianer bis zum 2. Staatsstreich der Armee 1659

Das Commonwealth 1659 5 Crisis, sein Sohn Unterzeichnete 1688 die Einladung an Wilhelm von Oranien; die Ursprünge der „radical Whig-tradition“ sind in verschie­denen Gruppierungen der Spätphase der puritanischen Revolution zu su­chen; ihre Entwicklung in den wenig erforschten 60er Jahren des 17. Jahr­hunderts ist bisher nicht rekonstruiert worden u). Karrieren wie die Sir George Booths oder Shaftesburys deuten zweier­lei an: Zunächst bedeutete die Restauration für diese Gruppierung keinen radikalen Bruch, da sie „liberty and property“ sowohl gegen sozialrefor- merische Tendenzen der Revolutions]'ahre als auch gegen den Versuch der Errichtung eines katholisierenden absolutistischen Regimes 1660— 1689 verteidigte. Ferner wird deutlich, daß die politisch vorherrschenden Gruppen keine „Fundamentalkonflikte“ mehr austrugen; der Prozeß der Verbürgerlichung12), die Tendenz zum Grundsatzkonsens der politisch und ökonomisch relevanten Gruppierungen hatte in den letzten Jahren des Protektorates begonnen. Booth’s Aufstand bedeutet in mancher Hinsicht einen Übergang zwischen den Staatsstreichen und Erhebungen der Revolution und den Verschwö­rungen der Restaurationsära. Während früher Verschwörer „Überzeu­gungstäter“ waren, spielten in „Booth’s Rising“ professionelle „plotter“, die teilweise in Unterweltkreisen verkehrten, in der Vorbereitung eine be­deutende Rolle. Diese Unterwelt oder besser Halbwelt von unerfahrenen Idealisten, Doppelagenten, Psychopathen und Kriminellen sollte später im „Popish Plot“, dem „Rye House Plot“ und den verschiedenen kleinen „republikanischen“ Verschwörungen eine oft verhängnisvolle Rolle spie­len 1S). Die große Bedeutung von Verschwörungen im England der zwei­ten Hälfte des 17. Jahrhunderts hat zu verschiedenen, meist irreführenden Deutungen Anlaß gegeben: Zunächst begannen Zeitgenossen wie Claren­don und Ludlow den Sieg der politischen Gegner auf die Hinterlist inter­essierter Individuen zurückzuführen. Diese Auffassung setzte sich in den Tory- bzw. Whig-Interpretationen des „Zeitalters der Revolution“ fort14). Schließlich versuchen konservativ-autoritäre Autoren wie manche Schüler Carl Schmitts und Eric Voegelin die Emanzipationsbewegungen der Neu­n) Der ersten Studie über das Entstehen der Wighs und Tories von James Jones The First Whigs: The Politics of the Exclusion Crisis 1678—1683 (Ox­ford 1961) sind zwar einige gute Biographien, aber keine Monographien zur Entwicklung des Parteiwesens gefolgt; die Periode der Lordkanzlerschaft Cla­rendons ist von modernen Historikern so gut wie nicht erforscht worden. 12) Vgl. die prägnante Zusammenfassung von Franz Borkenau Der Über­gang vom feudalen zum bürgerlichen Weltbild (Schriften des Instituts für So­zialforschung 4, Paris 1934) hg. v. Max Horkheimer 443 ff. 13) Vgl. John Kenyon The Popish Plot (London 1972) 133 f, 269. 14) Dies gilt besonders für die Historiker der ersten Hälfte des 19. Jahr­hunderts, als die Dissenter sich im Kampf um Emanzipation und die Chartisten im Streit um die Wahlrechtsreform ebenso wie die Tories die Argumente und Positionen der jeweiligen „Vorläufer“ aneigneten.

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