Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568)
68 Gernot Heiß Neusohler klagten über die fremden Bergleute und die Angestellten der Fugger, durch die die Privilegien der Bürger mißachtet und geschmälert würden. Allgemein wurde über die Gewalttätigkeit des Adels der umliegenden Burgen geklagt, die außerdem durch Errichtung neuer Mautstellen die Lebensmittelpreise in die Höhe trieben 120). Die Klagen zeigen deutlich die arge Bedrängnis der königlichen Städte, die nach dem Rückgang ihres Reichtums ihre Freiheiten weder gegen den Adel, noch gegen die neuen Handelsgesellschaften behaupten konnten. Hilfe suchten sie bei ihrer königlichen Herrin, doch diese war fern und vor allem am Gewinn aus ihren ungarischen Gütern interessiert. Außerdem ergaben sich gerade für ihre Verwaltung Schwierigkeiten, weniger durch die ständige Bedrohung von Seiten der Anhänger Zápolyas und der Türken (die besonders nach 1541, nach der Besetzung Ofens und Erlaus, für die Bergstädte gefährlich wurden), sondern durch die nachdrückliche Forderung der Ungarn nach Rückgabe der Witwengüter an die königliche Kammer 121) und im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen Bernhard Beheim 122). Er hatte als Oberster Kammergraf von Kremnitz und Gespan von Altsohl, dem seit 1531 auch die oberste Verwaltung aller sonstigen Einkommen Marias in Ungarn und Österreich unterstand, die wichtigsten Ämter mit Verwandten und Freunden besetzt123). Ihr Verrat und Übertritt zur Partei König Johanns mußte nun befürchtet werden, da sie die Stellung Beheims und ihre eigene bedroht sahen 124). Vor allem aber wurde durch die Entlassung Beheims eine Neuorganisation der Verwaltung der Kammer und der Bergstädte notwendig. Die Königin ersuchte deshalb ihren i2«) Siehe Anm. 116: Die Pukkanzer Bürger klagten gegen Gabriel Lévay, die Neusohler gegen den Burggrafen von Slov. L’upca, Niklas „Wassergrafen“. Maria griff bereits früher wiederholt zum Schutz der Städte gegen die Adeligen ein: vgl. Wenzel Az alsómagyarországi bányavárosok küzdelmei passim; für die Bürger von Karpfen gegen Peter Erdödy und dessen Burggrafen: Maria an Ferdinand, 1529 April 9 Znaim, ed. Bauer — Lacroix Korrespondenz 2/2 394 f und Mihály M a t u n a k Korpona város levéltárából in Történelmi tár 2/1 (Budapest 1901) 430 ff. 1537, als es nach kurzer Einigung wieder zu einer Gewalttat Gabriel Lévays gegen Bürger von Pukkanz gekommen war, erwogen die Räte Marias ein offenes Vorgehen gegen jene Adeligen, die die Bergstädte bedrängten: Wilhelm v. Zelking, Ulrich v. Eytzing, Ulrich Gebhart und Thomas Beheim in ihrer Instruktion für Peter Scharberger an Maria, 1537 Februar 10 Wien: Or. im HHStA Ungarn 343 fol. 264 ff. 121) Siehe im ersten Teil dieser Arbeit in MÖStA 27 (1974) 92 f. 122) Ebenda 85 ff. m) vgl. Ferdinand an Maria, 1537 Februar 4 Wien, ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 1 376 ff. 124) Befürchtet wurde dies besonders bei Matthäus von Gun, der für seinen Schwager Bernhard Beheim Burg Altsohl verwaltete; ihm sollten, wenn nötig, Konzessionen gemacht werden: Marias Instruktion für Peter Scharberger an Ferdinand, an ihre Räte in Wien und für die Beamten in den Bergstädten, 1537 November 2 Lüttich: Or. im HHStA Ungarn 343 fol. 272 ff.