Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568)

62 Gernot Heiß Nach der Schlacht bei Mohács, als die Türken nach einem kurzen Sieges­zug bis Ofen wieder das Land verlassen hatten, übernahmen Zápolya und seine Leute die Macht in Ungarn; auch die Bergstädte waren ge­zwungen, sich ihnen zumindest scheinbar zu unterwerfen 70). Der Stadt­richter von Kremnitz, Johann Krueg, trat sogar gegen Habsburg für Zá­polya ein, freilich vor allem, um sich dabei selbst zu bereichern 7I). Dem­entsprechend waren die Einnahmen der Königin-Witwe aus der Krem- nitzer Kammer gering 72). Die meisten der Diener Marias dürften jedoch ihr Amt behalten haben, besonders nachdem im Waffenstillstand zwi­schen Ferdinand und Zápolya beschlossen worden war, daß die Königin vorerst ihre Witwengüter ungehindert genießen dürfe 73). So konnte Ma­rias Hauptmann Christoph von Thurn im Mai 1527 nach einem mehr­monatigen Aufenthalt in den Bergstädten berichten, daß Zápolya ver­geblich versuche, den Zehent einzutreiben und von den Bergstädten 4000 Mark Silber aus der Münze zu bekommen; alle hofften auf die An­kunft Ferdinands, doch sei ihr Widerstand nicht mehr lange aufrechtzuer­halten 74). Im Sommer 1527 gelang es Truppen Ferdinands unter Hans Katzianer, das nördlich der Donau gelegene Ungarn rasch zu erobern 75). Christoph 70) So bezahlten die Fugger den Pachtzins für 1527 an Zápolya, wofür die­ser den Pachtvertrag am 10. März 1527 bestätigte: Pölnitz Anton Fugger 1 88 ff und 422 Anm. 156. 71) Er war Münzmeister unter dem Kammergrafen Alexius Thurzó gewe­sen. Er ließ Marias deutsche Landsknechte nicht in die Stadt, und als der Unterkammergraf (vermutlich Johann Dobraviczky) deshalb gegen ihn auftrat, setzte er einen anderen Unterkammergrafen ein. Schließlich floh er mit einer von Ladislaus Szálkái Maria hinterlassenen Geldsumme und einem auf 40.000 fl. geschätzten Vorrat an Silbergeld nach Deutschland: Marias Schenkungsur­kunde für Sebastian Pempflinger über den halben Scheidgaden in Schemnitz, den Krueg durch seine Parteinahme verlor, 1528 Februar 4 Neusiedl, ed. Franz Anton Schmidt Chronologisch-systematische Sammlung der Berggesetze der österreichischen Monarchie 2: Chronologisch-systematische Sammlung der Berg­gesetze der Königreiche Ungarn, Kroatien, Dalmatien, Slavonien und des Groß­fürstenthums Siebenbürgen 1: Vom Jahr 1053 bis 1564 (Wien 1834) 102 ff; vgl. auch Ratkos Dokumenty 68, 82 ff und Verteidigungsschrift Alexius Thurzós gegen die Beschuldigungen, s. d. (1525): Kopien im HKA Verm. ung. Gegenstände 5, 1255—1547, fol 246 ff sowie Hermann Államháztartás 313 f. 72) Durch ihren Kremnitzer Unter kammergrafen Johann Dobraviczky nahm sie in der Zeit vom 11. Februar 1527 bis 21. Dezember 1527 nur 1632 rh. fl. ein. Danach erhielt sie aus dessen Verwaltung jährlich zwischen 9428 rh. fl. 45 d. und 14.300 rh. fl. Aufstellung von Einnahmen Marias aus dem Dreißigst, aus den Bergstädten und durch Zahlungen Ferdinands, s. d. (1540): HHStA Ungarn 346, s. d., fol. 27 f. 73) Siehe Heiß Politik und Ratgeber 161. 74) Christoph Räuber and Ferdinand, 1527 Mai 23 Preßburg: HHStA Un­garn 4. 75) Ignaz Aurel Fessler — Ernst Klein Geschichte von Ungarn 3: Die Zeit der Könige von Matthias I. bis Maximilian, 1457—1576 (Leipzig 1874) 421 ff.

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