Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568)
58 Gernot Heiß fahl in einem Schreiben vom selben Tag den Bergstädten, nun der Königin zu gehorchen, die Bevollmächtigte zur Übernahme der Verwaltung senden werde 3S * * *). Dazu wurden Graf Karl von Bailleul und Marias Sekretär Wilhelm abgefertigt39); sie hatten jedoch keinen Erfolg, obwohl nach Meinung der Königin die Verpfändung an die Thurzó bereits abgelaufen war40). Erst Anfang 1524 konnte eine königliche Kommission 41) von Alexius Thurzó die Kammer Kremnitz und die Gespanschaft Altsohl mit der Grafschaft über die sieben Städte übernehmen 42) und hier als obersten Beamten der Königin Bernhard Beheim einsetzen 43). Sofort begann die Auseinandersetzung zwischen der Fugger-Thurzó-Ge- sellschaft, die den Neusohler Kupferhandel behielt, aber jetzt die Alleinherrschaft in diesem Gebiet verloren hatte, und den Beamten der Königin, die zur Hebung ihrer Einkünfte für eine Aberkennung der Privilegien der Gesellschaft eintrat. Es waren dies die Befreiung von der Pflicht, das aus dem Kupfererz gesaigerte Silber in der königlichen Kammer abzuliefern — ein Privileg, das sie 1496 erhalten hatten 44) — und vom Urbar, das schon vor der Pacht durch die Thurzó und Fugger aus den Neusohler Bergwerken nicht mehr bezahlt worden war45). Die Beamten der Königin wandten sich im Interesse der Bürger von Neusohl außerdem gegen den Pfennwerthandel der Fugger 46). Die Klagen gegen die Verwaltung durch die Thurzó und gegen die Gesellschaft faßten die königlichen Kommissäre in einer Denkschrift zusammen und wiesen auf den großen Schaden hin, 38) Ludwig an die sieben niederungarischen Bergstädte, 1522 Februar 2 Ofen: Kopie im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 13 und 18. 3») Maria beglaubigt dazu den Grafen Karl v. Bailleul und ihren Sekretär Wilhelm (Guillaume), 1522 Februar 15 Ofen, zit. bei Peter Ratkos Die Entwertung der ungarischen Kleinmünze im Jahre 1521 und ihre Folgen in der Slowakei bis 1526 in Studia historica Slovaca 1 (Bratislava 1963) 48 f. 40) Maria an die Bergstädte, 1522 März 23 Brünn, zit. ebenda 49. 41) Als ihre Mitglieder werden Stephan Amadé (kgl. Gerichtsbeisitzer, Hofrichter der Königin und ihr Graf von Ungarisch-Altenburg), Markus Horváth von Dubravicz (kgl. Stallmeister) und Emmerich Szerencsés (Vizeschatzmeister) genannt: Johann Kachelmann Geschichte der ungarischen Bergstädte und ihrer Umgebung 3 (Schemnitz 1867) 150 und Rat kos Entwertung 49. 42) Sie waren am 18. Februar 1524 in Altsohl: Kachelmann Bergstädte 3 150. Vgl. P r o b s z t Königin Maria 627 und Oszkár Paulinyi Die Edelmetallproduktion der niederungarischen Bergstädte, besonders jene von Schemnitz, in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Nouvelles etudes historiques 1 (Budapest 1965) 182. 43) Zu Bernhard Beheim siehe im ersten Teil dieses Aufsatzes in MÖStA 27 (1974) besonders 83 ff. 44) P ö 1 n i t z Jakob Fugger 2 52. 45) Vgl. die Rechtfertigung Georg Thurzós gegen die von Sigismund Wen- zeslai erhobenen Beschuldigungen: Jansen Jakob Fugger 162 ff. 48) Dabei konnte als Teilerfolg angesehen werden, daß König Ludwig am 7. August 1524 der Stadt Neusohl die bisher vorenthaltene Bestätigung ihrer Privilegien gab: Kachelmann Bergstädte 3 150.