Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

Zur publizistischen Auswertung des österreichisch-jugoslawischen Archivabkommens. Eine Erklärung der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs

518 Literaturberichte Mesopotamien und China von der Regelung der Bewässerung (S. 67—109), die Bedeutung des eurasiatischen Steppengürtels und seines Klimas für die Wanderungsbewegungen nach China, Vorderasien und in den Mittel­meerraum (S. 113—143) und über die negativen Folgen einer falschen Bodenbewirtschaftung, sei es durch Raubbau der Wälder wie in den Ge­bieten am Mittelmeer (S. 145—169) oder durch Monokulturen wie in Eng­land oder Amerika (S. 223—284). Den Abschluß bilden drei Kapitel über die klimatischen Ursachen von Seuchen, religiösen Vorstellungen und Wandel der Mode (S. 287—356). So sehr die Grundidee des Buches zu begrüßen ist, fehlen für eine sach­gerechte Ausführung doch viele Voraussetzungen. L. hat zwar sehr viel Literatur verarbeitet, aber vermutlich ebensoviel übersehen, wie ein Ver­gleich mit dem zur gleichen Zeit auch in deutscher Übersetzung erschie­nenen Buch von R. Claiborne (Entscheidungsfaktor Klima [Wien— München—Zürich 1973]) zeigt. Denn es ist natürlich nicht richtig, wie L. S. 341 behauptet, daß die Historiker die Einflüsse des Klimas bisher völlig übersahen. Neben diesbezüglichen Hinweisen von Montesquieu bis Toynbee wären hier vor allem die Arbeiten des Amerikaners J. D. Post (zuletzt A Study in Meteorological and Trade Cycle History in Journal of Economic History 34 [1974] 314—349) und einiger Historiker aus dem Kreis um die Annales, wie P. Alexandre (Histoire du climat et sources narratives du Moyen Age in Le moyen äge 80 [1974] 101—116), A. M. Piuz (Climat, récoltes et vie des hommes ä Geneve in Annales 29 [1974] 599—618), E. Le Roy-Ladurie (Times of Feast, Times of Famine. A History of Climate since the Year 1000 [London 1971]) oder F. Braudel (La Méditerranée et le Monde méditerranéen ä l’époque de Philippe II [Paris 1949]) zu erwähnen; der letztere unterstreicht dabei übrigens ausdrücklich, daß nicht klimatische Faktoren, sondern der Mensch die Ge­schichte bestimmt (vgl. HZ 219 [1974] 592). Hingegen läßt sich L. entgegen seinen Beteuerungen doch dazu verfüh­ren, nun alles auf den Einfluß des Klimas zurückzuführen, von der Ver­treibung der Franzosen und Italiener aus Nordafrika (S. 56), über das Vor­dringen der Sowjets an die Elbe (S. 39) bis zur spätgotischen Malerei (S. 186 f) und zur Einführung des Takts in der Musik (S. 197). Ein Beispiel für diese stark vereinfachende monokausale Betrachtungsweise sind auch die Bemerkungen zum Ersten Weltkrieg (S. 246 f). L. übersieht vor allem, daß die Umwelteinflüsse für höher entwickelte Zivilisationen nicht in dem Maß bestimmend sind wie für archaische, aber auch unabhängig davon muß allein der weitgespannte zeitliche und örtliche Rahmen zu einer Überforderung und Vereinfachung führen. Um ein derart umfassendes Thema sachgerecht behandeln zu können, wären viel gründlichere Vorarbeiten nötig. L. muß viel zu sehr an der Oberfläche bleiben und sich auf Einzeldaten stützen, obwohl diese, wie er selbst zu­gibt (S. 18 f) auch die Ausnahme darstellen können. Zum Beweis seiner Thesen müßte er langfristig über Durchschnittswerte von Temperaturen, Wasserstand, Vereisung usf. verfügen, wie dies bei der zitierten Arbeit von Claiborne zum Teil der Fall ist. Der weite Rahmen überfordert natürlich auch den Rez., der zu einer wirk­lich sachgerechten Beurteilung ja nicht nur über ein fundiertes Wissen

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