Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
SCHOBER, Richard: Die Tiroler Konservativen in der Ära Taaffe
302 Richard Schober keit verlor. Große Teile des Hohenwartklubs waren mit der Regierung unzufrieden, und die Stimmen mehrten sich, daß die Rechte des Abgeordnetenhauses die Unterstützung der Regierung aufgeben solle. Die Deutsch- Konservativen hatten wegen ihrer positiven Haltung gegenüber der Regierung mit einer immer stärker werdenden Opposition zu kämpfen; die Alttschechen wurden durch die schärfer national eingestellten Jungtschechen immer mehr zurückgedrängt. Dies kam deutlich bei einer Konferenz des Hohenwartklubs Anfang Dezember zum Ausdruck. Zentrale Frage der Beratungen war das Verhältnis zur Regierung, das bedeutend schlechter geworden war. Allgemein war man mit dem Unterrichtsminister Gautsch unzufrieden, dessen Entfernung sogar der sonst so gemäßigte Kathrein, der unter dem Eindruck der Haltung des Ministers in der Schulfrage stand, forderte. Weiters ging es um die Entscheidung, ob die Rechte von sich aus eine Schulvorlage im Herrenhaus einbringen oder die Regierung nur auffordern solle, nach vorgegebenen Kriterien dies zu tun; eine Einigung kam nicht zustande. Auffallend war, daß nun bereits kein Parteiführer mehr — außer dem Vertreter der Steiermark Karion — unbedingt an der Unterstützung der Regierung festhielt. Einigkeit herrschte über die Notwendigkeit einer neuen Initiative in der Schulfrage 176 *). Da vermutlich der Hohenwartklub, in dem auch Tschechen und Polen saßen, die an einer konfessionellen Schule kein so großes Interesse wie die deutschen Konservativen hatten, nicht offen gegen die Regierung auf- treten wollte, überließ man es den Bischöfen, die klerikalen Forderungen im Herrenhaus zu vertreten. Der österreichische Episkopat gab am 13. März 1890 eine Erklärung ab, in der neben der Schulaufsicht der Kirche auch die Trennung der Konfessionen in der Schule, der Einfluß der Kirche auf die Ernennung der Lehrer und deren Mitwirkung am Religionsunterricht gefordert wurden. Weiters mußte nach den Vorstellungen der Bischöfe der ganze Unterricht der katholischen Religion entsprechen m). Wie extrem diese Forderungen waren, wird daraus ersichtlich, daß kein einziger Landtag außer dem Tiroler zur Erklärung der Bischöfe eine Stellungnahme abgab. Nur Tirol, die Hochburg des extremen Klerikalismus in Österreich, begrüßte mit den Stimmen der konservativen Deutschen und Italiener die Vorstellungen des Episkopats von einem neuen Schulgesetz 178). Zuvor hatte Kathrein im Reichsrat als Generalberichterstatter des Budgetausschusses die Forderungen der Bischöfe als „unveränderliche Grundsätze“ der Katholiken Österreichs bezeichnet179) und einige Tage später 176) TLA Nachlaß Kathrein: Protokoll über die Konferenz des Hohenwartklubs, 1889 Dezember 2. U7) ott Geschichte Tirols 2 974. 178) Sten. Ber. TL VII/2/4 von 1890 Oktober 23. 179) St. Prot. X/387 von 1890 April 19, S. 14323.