Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

BAXA, Jakob: Friedrich von Klinkowström und Friedrich Perthes. Literatur und Religion in Romantikerbriefen

Klinkowström und Perthes 255 daß Sie ein wahrhaft unpartheyisches Interesse an allen großartigen schrift­stellerischen Arbeiten nehmen, wie Sie auch immer die Sache Gottes oder die bedeutendsten menschlichen Angelegenheiten betreffen mögen, so hat sie mich ersucht, deßfalls die erste vorläufige Anfrage an Sie, verehrtester Freund, zu richten. — Nach einer beiläufigen Schätzung dürfte das Ganze zwischen 15 und 18 Bände ausmachen 26). Gedruckt ist zwar schon der größere Theil davon; an größeren geschlossenen oder selbständigen Werken aber dennoch nur etwa 6—8 Bände; alles übrige schon gedruckte befindet sich zerstreut in vielen Zeit­schriften. Die hinterlassenen Schriften oder Manuscripte dürften 3 bis 5 Bände füllen. Es ist nämlich dabey der Band zu 20—24 Bogen, und der Druck etwa, wie die bey Sander in Berlin 1809 erschienenen: Elemente der Staatskunst ge­rechnet worden. — Es sind der Witwe zwar schon von einem hiesigen Hause Anträge gemacht worden, allein sie wünschte vor Allem zuvor zu vernehmen, inwiefern Sie zu der Herausgabe geneigt wären; da diese vielleicht bey Ihnen schneller und leichter von Statten gehen würde, als hier, wo die Censur, wenn auch durchaus keine Anstände zu besorgen sind, doch durch die Manipulation schon einen bedeutenden Aufenthalt verursacht. Ich zweifele nun keineswegs, daß Sie, wenn auch nicht in allen Punkten, mit Adam Müller einverstanden, doch dem Reichthum seines Geistes, seinem innigen Streben nach religiösen Basen in allen Dingen und der Liebenswürdigkeit seiner Sprache die herzlichste Beachtung und Würdigung geschenkt haben. — Es handelt sich also vorläufig nur darum, eine gütige Aeußerung von Ihnen zu vernehmen, in wiefern Sie zu diesem Geschäfte die Hand bieten möchten? Und da habe ich es der Witwe nicht versagen können, im Vertrauen auf Ihr sonst mir geschenktes Wohlwollen wenigstens die erste Frage an Sie zu richten. Und diese kann auch deshalb nur vorläufig seyn, weil man das Ganze noch nicht genau übersehen kann. Theils sind noch nicht alle Zeitschriften, in denen sich Aufsätze von seiner Hand befinden, gehörig beisammen; dann auch sind die Manuscripte — die einem sachkundigen Freunde anvertraut sind — noch * 13 26) Von Adam Müller wurden bei seinen Lebzeiten 14 Bände gedruckt: 1. Die Lehre vom Gegensätze (Berlin 1804, im Verlage der Realschulbuchhandlung, Inhaber Georg Reimer); 2. Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur, gehalten zu Dresden im Winter 1806 (gedruckt bei Carl Gottlob Gärtner, Selbstverlag, zweite vermehrte und verbesserte Auflage Dresden 1807 in der Arnoldischen Buchhandlung); 3. Von der Idee der Schönheit (Berlin, bei Julius Eduard Hitzig, 1809, nicht in Dresden, wie Klinkowström schreibt); 4. Von der Idee des Staates und ihren Verhältnissen zu den populären Staatstheorien (Dresden in der Waltherschen Hofbuchhandlung 1809); 5.—7. Die Elemente der Staatskunst (3 Bände, Berlin, bei J. D. Sander 1809); 8. Über König Friedrich II. und die Natur, Würde und Bestimmung der Preussischen Monarchie (Berlin, bei J. D. Sander, 1810); 9.—10. Vermischte Schriften über Staat, Philosophie und Kunst (2 Bände, Wien 1812, in der Camesinaschen Buchhandlung, zweite Aus­gabe Wien 1817 bei Heubner und Volke, Titelauflage); 11. Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland (Leipzig bei Georg Joachim Göschen, 1816); 12. Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Grossbritannien (Leipzig und Altenburg, F. A. Brockhaus, 1816); 13. Die Fortschritte der Nationalökonomischen Wissenschaft in England wäh­rend des laufenden Jahrhunderts (Leipzig und Altenburg, F. A. Brockhaus, 1817); 14. Von der Nothwendigkeit einer theologischen Grundlage der gesamten Staatswissenschaften und der Staatswirtschaft insbesondere (Leipzig 1819, W. Vogel). — Nach Klinkowströms Ausführungen betrugen die ungedruckten Manuskripte Adam Müllers ein Viertel seines Gesamtwerkes. Sie sind restlos verschollen.

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