Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

RAUSCH, Wilhelm: Das Werden und Wirken eines Kommunalarchivs. Städtische Archivarbeit in Linz

84 Wilhelm Rausch drei Jahren werden vom Archiv im Vorraum zur Bürgermeisterkanzlei kleine Wechselausstellungen veranstaltet, die aktuelle Vorgänge zum Anlaß haben (Brucknerhauseröffnung, Sporthalleneröffnung etc.). Ab 1956 wird im Rahmen des Geschichtsarchivs die sogenannte „Matriken- verkartung“ durchgeführt, eine historische Personenstandskartei, die Georg Grüll nach einem Vorschlag des Verfassers im Auftrag des damaligen Kul­turamtsleiters Hanns Kreczi begann52). Zunächst werden nur die Matriken der Stadtpfarrkirche von Linz bis 1785 (Schaffung neuer Pfarren) verkartet. Material für die Weiterführung über das genannte Jahr ist durch die Mikro­verfilmung gesichert, die Verkartung selbst seit mehreren Jahren abgeschlos­sen. Derzeit wird an den Zusatzkarteien gearbeitet und gleichzeitig die pho­netische Ordnung der Gesamtkartei durchgeführt. In wenigen Jahren sollte für den Zeitraum von etwa 200 Jahren (Ausgang des 16. Jahrhunderts bis 1785) eine objektive Demographie von Linz möglich sein. Die Sammlung selbst wird für Genealogen eine Fundgrube darstellen. Das größte Problem für alle Archivabteilungen ergibt sich aus der Raumnot. Das Geschichtsarchiv ist heute im ganzen Rathaus verstreut aufgestellt. Lei­der sind die einzelnen Depots auch auf verschiedene Stockwerke aufgeteilt. Der Bestand konnte durch Neuerwerbungen nur sehr wenig erweitert wer­den. So darf das Historische Archiv, trotz der Bescheidenheit seined Bestandes, mit Fug und Recht erwarten, daß auch seine Arbeit den Ansprüchen der mo­dernen Archivistik gerecht wird. 2. Das Verwaltungsarchiv der Stadt bildet den Übergang zum Ge­schichtsarchiv und entspricht gleichsam der alten Zwischenregistratur. Es verhindert ungerechtfertigte Aktenkassationen und hat den Auftrag, sich der Altakten des Magistrats anzunehmen. Ein Archivar des gehobenen Fachdien­stes, gegenwärtig noch als Amtsrat der Dienstklasse VI eingestuft, leitet diese Abteilung. Ihm obliegt die Aufsicht über mehrere Registratoren, deren Tätig­keit nach internen Arbeitsanweisungen vor sich geht. Nach Ablauf der ge­setzlichen Aufbewahrungsfrist oder der Frist von 50 Jahren wird vom Ver­waltungsarchiv gemeinsam mit dem Historischen Archiv geprüft, welche Be­stände an die wissenschaftliche Abteilung des Archivs weitergegeben wer­den. So leistet das Verwaltungsarchív für das Geschichtsarchiv wertvolle Vorarbeit, da die von ihm an letzteres übergebenen Bestände zumeist schon nen, die Wappenausstellung, nur 9 Tage geöffnet, besuchten 953 Personen, und „Linz 1945“ (5 Wochen Laufzeit) sahen etwas mehr als 8000 Personen. (Dazu die Berichte in der Kulturchronik 1960/61 89ff; 1962/63 119f; 1964/65 125f. 52) Das von Hanns Kreczi 1965 herausgegebene Kulturhandbuch könnte nach Band 1 297 zu der Annahme verleiten, daß die Arbeiten ohne Wissen und Zutun des schon damals für das Archiv tätigen Verfassers erfolgt seien. Das stimmt insofeme nicht, als erst die Sicherstellung des Matrikenmaterials der ehemaligen Gausippen­stelle durch den Verfasser die Fortsetzung der Arbeiten ermöglicht hat. Kreczi als Vorgesetzter des Verfassers hat natürlich die Mittel sichergestellt und den Auftrag er­teilt!

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