Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

RAUSCH, Wilhelm: Das Werden und Wirken eines Kommunalarchivs. Städtische Archivarbeit in Linz

76 Wilhelm Rausch Summen ersparten — ersparten, weil das Archiv zufällig funktionierte. Man hat diese Fakten höheren Ortes positiv eingeschätzt und den Vorschlägen des Archivars schon sehr bald mehr Gehör geschenkt. So hat sich alsbald gezeigt, daß größeres Verständnis für das Archivwesen nur durch die Effizienz seines Wirkens für die Verwaltung errungen werden könne. Die Sanierung mußte deshalb bei den jüngeren Beständen einsetzen und eine Zusammenführung der beim Magistrat vorhandenen Registraturen zur Voraussetzung haben. Das erste Jahrfünft der Tätigkeit des Archivars er­schöpfte sich deshalb in dem Streben nach Schaffung eines Zentralarchivs für die Stadt Linz. Auf wissenschaftlichem Gebiet war die redaktionelle Tätigkeit für die Linzer Regesten vorrangig. Von allem Anfang an sah es der Archivar als seine Auf­gabe an, sich auch an der Schriftleitung des Jahrbuches der Stadt zu beteili­gen, die er — was das 1955 geschaffene Historische Jahrbuch der Stadt Linz anlangt - 1957 übertragen bekam. Die Mitherausgabe, bzw. alleinige Ver­antwortung für die Herausgabe von Sonderpublikationen zur Linzer Stadt­geschichte, folgte alsbald30). Das größte Anliegen, gleichsam die Vorausset­zung für das wissenschaftliche Arbeiten überhaupt, war die Schaffung einer wissenschaftlichen Handbibliothek. Bot die schon 1954 übernommene Ver­waltung des Jahrbuches eine Handhabe zum Aufbau eines gezielten wissen­schaftlichen Schriftentausches, so sollte die 1955/56 erreichte Schenkung der Bibliothek des Heimatforschers Franz Xaver Bohdanowicz den Grundstock für die heute vorhandene wissenschaftliche Handbibliothek des Archivs der Stadt bilden31). Aus den 2000 Bänden der Bibliothek des verdienten Heimat­forschers sind bis zum heutigen Tag etwa 65.000 Bände geworden. Die An­sätze hiezu, der Grundstein dieser sehr wertvollen Sammlung, wurden 1955 gelegt. Die Forderung nach einer Zusammenfassung aller Registraturbestände der Stadt wurde nach zähen Verhandlungen mit der Präsidialverwaltung in we­nigen Jahren anerkannt. Als erste Etappe erfolgte mit Verfügung des Bür­germeisters vom 18. Dezember 1959 die Eingliederung der sogenannten Zen­tralregistratur in das Archiv, die dem Bekenntnis zur Schaffung eines Ver­waltungsarchivs gleichkam. Auch die im Rathaus befindlichen Räume der Zentralregistratur wurden in die Verwaltung des Archivs übergeben. Diese Maßnahmen hatte zur Folge, daß der seit 1945 geprägte Begriff „Städtische Sammlungen“ für Archiv, Bibliothek und Museum ausgehöhlt und überholt war. Das Archiv der Stadt erreichte daraufhin mit Verfügung des Magi­stratsdirektors vom 16. Juh 1960 eine Änderung des Verwaltungsgliederung­splanes und stieg zur „Abteilung“ auf. Die offizielle Bezeichnung lautete damals: Kulturamt der Stadt Linz, Abteilung Stadtarchiv einschließlich Zen­tralregistratur 32). 30) Vor allem das Linzer Bürgermeisterbuch von Georg Grüll (21959), aber doch schon vorher (1955) Grülls Buch über Die Freihäuser der Stadt Linz. 31) Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1956 LI. 32) Kulturchronik 1959/60 101.

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