Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

WINTER, Otto Friedrich: Personalunterlagen des Zweiten Weltkrieges im Kriegsarchiv

54 Otto Friedrich Winter che Unterschiede feststellen können, auch den Umstand beachten müssen, daß die bei den einzelnen Einheiten geführten Karteimittel - soweit sie nicht den Einheitsangehörigen bei Kriegsende ausgefolgt wurden - so gut wie zur Gänze verloren sind, während das bei Wehrmeldeämtern oder Gebührnisstel- len - um nur zwei Beispiele zu nennen - erliegende Schriftgut wesentlich weniger Verluste hinnehmen mußte. Daß es unter diesen Umständen auch um den Ordnungs- und Erhaltungszustand der Restbestände vielfach nicht zum Besten bestellt war, liegt auf der Hand. Die Grundlage für die Bestände der neu zu bildenden Abteilung 2. Weltkrieg des Kriegsarchivs waren die vom Bundeskanzleramt übernommenen Perso­nalunterlagen (ca. 150.000)12) sowie die oben angeführten, schon im Archiv befindlichen Wehrmachtsregistraturen. Von März bis Mai 1957 wurden vom Zentralarchiv des Landesinvalidenamtes 120.000 Schriftguteinheiten und von anderen Stellen („Liquidator“, Bundesministerium für Inneres, Referat 33/St) kleinere Posten übernommen13). Von der Finanzlandesdirektion Wien wurde eine Offizierskartei des Luftgaues XVII (Wien), Gebührniskarten diverser Heeresgebührnisstellen und Unterlagen über den Zollgrenzschutz übernom­men. Eine weitere Erfassungsaktion erstreckte sich auf die Bundesländer. Sie erbrachte Einlieferungen aus Salzburg im Dezember 1957 und aus Linz im Februar 195814), auch aus Vorarlberg, das als einziges Bundesland auch über Reichsarbeitsdienst-Stammkarten verfügte, und aus mehreren Bezirken Nie­derösterreichs, vor allem Baden, St. Pölten, Wiener Neustadt. Den weitaus größten Zuwachs stellte jedoch die Steiermark, besonders wertvoll deshalb, weil in sehr vielen Fällen auch die Entlassung durch die britische Militärre­gierung in den Karteimitteln festgehalten ist; die Übergabe erfolgte erst nach langen Verhandlungen, in denen neben der Transportfrage eine finanzielle Entschädigung für die sorgfältige Aufbewahrung eine entscheidende Rolle spielte. Für Kärnten - und das mit diesem im „Reichsgau Kärnten“ zusam­mengeschlossene Osttirol - konnten keinerlei Unterlagen ermittelt werden; sie müssen zur Gänze den Kriegs- oder Nachkriegsereignissen zum Opfer ge­fallen sein. Tirol hat zwar den grundsätzlichen Anspruch des Kriegsarchivs als militärischen Zentralarchivs Österreichs anerkannt, doch die bei der Evi­denzstelle erliegenden Karteimittel der Wehrmeldeämter Innsbruck, Kufstein und Landeck noch nicht übergeben15). Auf Grund der gemachten Erfahrun­gen wurde vom Kriegsarchiv noch eine weitere Erfassungsaktion auf der Ebene der politischen Bezirke eingeleitet, die neben diversen kleineren Po­12) KA Reg.ZI. 20.066/56 (von 1956 Juli 20). 13) Ebenda ZI. 20.095/57 (von 1957 Mai 20). 14) Ebenda ZI. 25.007/58 (von 1958 März 5). 15) Es handelt sich um ca. 70.000 Wehrstammbücher, eine Suchkartei (auch für das Wehrmeldeamt Schwaz), Familienunterhaltsakten der Tiroler Landratsämter mit Aus­nahme von Innsbruck-Land und kleinere Posten anderer Personalunterlagen. Eine Aussortierung der Dokumente von Nicht-Österreichern erbrachte eine stattliche Zahl von Bündeln, die dem Kriegsarchiv und von diesem - nach Durcharbeitung - der Zen­tralnachweisstelle des Bundesarchivs, Abteilung Militärarchiv, der BRD übergeben wurden.

Next

/
Thumbnails
Contents