Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

AUER, Leopold: Archive und elektronische Datenverarbeitung

44 Leopold Auer Universitätsbibliothek Bochum67), das Dokumentationssystem HISDOC68), die Rechtsdokumentation im Archiv des deutschen Bundestages oder die Phi­losophie-Datenbank der Düsseldorfer Universität erinnert69). Der dazu nötige Nachweis und die logische Verknüpfung von Sachbegriffen sind an die Verwendung eines Systems normierter Schlagworte (Deskripto­ren) gebunden, für das sich die Bezeichnung Thesaurus eingebürgert hat. Für jedes verarbeitete Dokument wird eine bestimmte Zahl von Deskriptoren vergeben, die dann abgefragt werden können. Im Grunde handelt es sich da­bei um das Prinzip der Rand- oder Schlitzlochkarten70); der Vorteil der elek­tronischen Datenverarbeitung liegt darin, daß sie es erlaubt, mit einer Frage in kürzerer Zeit eine viel größere Menge von Dokumenten nach einer Kom­bination mehrerer Merkmale abzufragen. Demgegenüber ist selbst die Hand­habung eines gedruckten Kreuzregisters viel umständlicher: Zuerst muß für jedes gesuchte Merkmal nachgeschlagen und dann die in allen gesuchten Merkmalen übereinstimmenden Dokumente festgestellt werden. Bei einer großen Anzahl von Dokumenten bedeutet das einen erheblichen Arbeits­aufwand. Die praktische Anwendung eines solchen Systems steht und fällt allerdings mit der Brauchbarkeit des ihm zugrunde liegenden Thesaurus. Trotz großer Anstrengungen auf diesem Gebiet71) können die sich dabei ergebenden Schwierigkeiten noch nicht als endgültig gelöst betrachtet werden. Wegen der vielen Sachbereiche, die durch Archivgut dokumentiert werden, wird es sich vielleicht empfehlen, nicht mit einem vorbereiteten Thesaurus zu arbei­ten, der alle nur möglicherweise auftretenden Deskriptoren vorwegnimmt, weil ihre Zahl schon für einzelne Fachbereiche die Zehntausendergrenze überschreitet72). Es genügt, mit den den Dokumenten selbst entnommenen Begriffen zu operieren und aus ihnen gleichsam während der Speicherung automatisch einen Thesaurus zu generieren, der durch die Eingabe von Sy­nonymen und verwandten Begriffen ergänzt wird73). Ein solches Verfahren «7) Der Archivar 24 (1971) 84—86. •8) Rolf Gundlach HISDOC/HDS. Ein Dokumentationssystem zur inhalt­lichen Erfassung und maschinellen Erschließung historischer Sekundärliteratur (München 1965). 69) Boberach Automatisierbarkeit 207. Rechtsdokumentation mit Hilfe der EDV wird auch von der Administrativen Bibliothek des Bundeskanzler­amts in Wien betrieben; vgl. Friedrich H. Lang-F. Bock Wiener Beiträge zur elektronischen Erschließung der Information im Recht (Wien 1973). 70) Vgl. etwa J. L. Jolley Information Handling (Fischer Taschenbuch 6245, Frankfurt/Main 1974) 170—174 und Hans Herz Verwendung von Kerb­lochkarten bei der Bestandserschließung in Archivmitteilungen 20 (1970) 101— 103. 71) Josef Hartmann Zur Erschließung von Archivgut auf der Grundlage von Deskriptoren in Archivmitteilungen 24 (1974) 10—14 und Dagobert Soer- g e 1 Klassifikationssysteme und Thesauri (Frankfurt/Main 1969). 72) Milz Zum Einsatz 272. 73) Friedrich Lang Automatisierte Herstellung von Thesauren und Be­griffssystemen etc. in Nachrichten für Dokumentation 24 (1973) 231—238.

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