Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

ZITTEL, Bernhard: Planung im Archivbereich

18 Bernhard Zittel den Magazinneubau belegte Stellfläche steht zu der Stellreserve im Verhält­nis 1:1. Dieses Verhältnis ist weder utopisch noch kostensprengend. Im Ge­genteil, es hilft mit, Kosten einzusparen. Dabei gehen wir davon aus, daß das Magazingebäude sofort, d. h. als Gehäuse für die künftige Stellreserve, voll ausgebaut wird. Dadurch fallen die Kosten für Baumaschinen, Gerüst usw. nur einmal an. Der Einbau der Regale könnte dann nach Bedarf und Haus­haltslage auf verschiedene Haushaltsjahre aufgeteilt werden, falls nicht so­fort die gesamte Bausumme für die Inneneinrichtung bereit steht. Um aber später alle Möglichkeiten der besten Nutzung des Stellraumes - dazu rech­nen wir auch eine spätere Umstellung von stationären auf die raumschaffen­den Compactusanlagen - ausschöpfen zu können, sollten zwei Bedingungen bereits bei Erstellung des Rohbaues erfüllt werden: 1. Die Tragfähigkeit der Decken muß, auch dort, wo zunächst nur stationäre Regale eingebaut wer­den, auf den Einbau von Compactusregalen abgestimmt sein. Das bedeutet je nach Höhe der Geschoße eine Tragkraft von 1.000-1.250 kg/m2, so die Erfah­rungswerte im bundesdeutschen Archivbereich. Duchein spricht sich dagegen bei einer Belastung eines Meterregals mit fünf Fächern von 50-60 kg für eine Tragfähigkeit der Decke von 1.500-2.000 kg/m2 aus22). 2. Mit verhältnismä­ßig geringem Aufwand an Zeit, Arbeit und Geld sollten die Schienen für die Compactusanlage, auch dort, wo sie erst später eingebaut werden soll, zu­sammen mit dem Estrich verlegt werden. Als Beispiel führen wir hier den Neubau des Oberösterreichischen Landesarchivs in Linz an. Dieses Verfah­ren empfehlen wir umso mehr, weil seit einigen Jahren die technischen Vor­aussetzungen geschaffen wurden, jede stationäre Regalanlage jederzeit auf fahrbare Regalblöcke umzustellen. Damit ist die Chance einer zweiten Re­serve gegeben und, bei rechtzeitigem Einbau der Schienen, die Gefahr der Verschmutzung, wie sie der Kollege des Kantonsarchivs Aarau beim nach­träglichen Einbau zu spüren bekam, gebannt. Kurz vor Fertigstellung dieses Beitrages sandte uns der sorgengeplagte Kol­lege D'r. Helfenstein von Zürich den „Beschluß des Kantonsrates über die Bewilligung eines Kredits für den Bau eines Staatsarchivs in Zürich“ vom 18. September 1974 zu, der unsere oben skizzierte Auffassung voll bestätigt. Selten stand wohl eine Bauplanung einer Archivverwaltung so stark im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik wie gerade in Zürich, wo Städteplaner, Umwelt- und Denkmal­schützer in der Bevölkerung hohe Stimmungswellen auslösten. Umso erfreulicher sei vermerkt, daß bei dem Mehrfrontenkampf „das von der Kommission überprüfte und gebilligte Raumprogramm“, soweit wir sehen, keinen Augenblick ins Kreuzfeuer der Kritik geriet. Dabei haben die Kollegen in Zürich von Anfang an die höchsten Ziele, 22) Michael D u c h e i n Les bátiments et equipments d’archives (Paris 1966) 35. Das neue Magazin des Staatsarchivs Würzburg in der Festung Ma­rienberg besitzt eine Tragfähigkeit von 1800 kg/m2. Im Gegensatz zu Delmas empfiehlt Duchein als Mindestbedarf eine Stellfläche, daß sie „den vorausseh­baren Zuwachs von 20 Jahren“ auf nehmen kann; er hält darüber hinaus ein „genügend großes (Magazin)-Gebäude für den Bedarf von 50 oder 100 Jahren“ für wünschenswert: ebenda 25.

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