Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

ZITTEL, Bernhard: Planung im Archivbereich

14 Bernhard Zittel c) durch eingehendes Studium aller nur erreichbaren Jahres- und Baube­richte und bereits entwickelter Planmodelle; d) durch kritische Prüfung und abschließenden Vergleich aller Unterla­gen12). Eine auf diesen Grundlagen ermittelte Übersicht über den Personalstand in­nerhalb der einzelnen Archive wie im gesamten Archivsprengel wird in der Regel eine mehr oder minder breite Kluft zwischen dem Soll- und Iststand ergeben13). Darüber hinaus wird deutlich werden, daß sich das Planungsfeld überdurchschnittlich erweitert hat, daß sich der Zugang an Archivgut in immer kürzerer Zeitspanne verdoppelte. Die erste Zwischenbilanz schlägt sich bei der Haushaltsplanung im Doppelziel von Nachholbedarf und Zuwachsrate nieder. Auf diese Bedarfsmeldung kontern die Haushaltsrefe­renten fast regelmäßig mit der Frage: Worin ist dieser Haushaltsantrag be­gründet? Je gründlicher die Personal- wie später auch die Sachanträge durch Tatsachen, Vergleichsanalysen und zwingende Schlüsse unterbaut werden können, desto größer die Aussicht, zum Ziel zu gelangen. Gibt es einen Kanon fester Größen und Zuordnungen und allgemein verbind­licher Maßstäbe? Wir meinen ja. Langjährige Untersuchungen, um die sich vor allem Dr. C. Haase, der Leiter der Niedersächsischen Archivverwaltung, verdient gemacht hat14), haben ebenso wie unsere eigenen Testreihen erge­ben, daß die Zahl der Beschäftigten eines Archives in einem bestimmten Verhältnis zum Umfang der Archivbestände, ebenso zur Vielfalt und Eigen­art des Aufgabengebietes steht. Bei allem Vorbehalt, der bei solchen, zu­nächst noch undifferenzierten Vergleichen, etwa im Hinblick auf die Wertig­keit einzelner Archivaliengruppen angemeldet werden kann, lassen sich doch bestimmte Zahlenmodelle zwischen der Gesamtzahl der Archivalienmeter und des Personals insgesamt wie auch zwischen den einzelnen Rängen des höheren, gehobenen und mittleren Archivdienstes ermitteln. So kann man - das Reinigungspersonal ausgeschlossen - auf je 500 m Archivgut eine Perso­nalstelle, auf je 2,5 km eine Personalstelle des höheren, zwei des gehobenen und vier des mittleren Archivdienstes ansetzen15). Das Zahlenverhältnis die­12) Mehrjährige Vergleiche der Jahresberichte aller bayerischen Staats­archive ergaben nach etwa fünf Jahren sehr genaue Angaben über die belegten und noch freien Stellmeter in den einzelnen Staatsarchiven, ebenso über die Aktenabgaben. 13) Eine um 1955 vorgenommene Überprüfung der Personalstellen der baye­rischen Archivverwaltung ergab, daß der Stellenplan nicht nur nicht mit dem hochgeschnellten Aktenzuwachs gestiegen, sondern auf dem Stand von 1914 stehengeblieben war. Der jährliche Aktenzuwachs liegt zur Zeit in den bayeri­schen Staatsarchiven zwischen 1000 und 1500 Laufmetern. 14) Carl Haase Kostenfaktoren bei der Entstehung behördlichen Schrift­gutes sowie bei einer archivischen Bearbeitung und Aufbewahrung in Der Archivar 25 (Februar 1972) Heft 1 Sp. 49 ff. 15) Bayern ist das erste Land der Bundesrepublik, das vor kurzem die mitt­lere Archivlaufbahn — neben der bereits bestehenden Laufbahn des mittleren Verwaltungsdienstes — eingeführt hat. Vgl. Bernhard Zittel Neue Wege der

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