Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung

Rezensionen 537 Diplomatik: Unter dem Titel Zur Audientia litterarum contradic­tarum und zur ,Reskripttechnik1 nimmt Peter Herde (S. 54—90) zu von E. Pitz für die Durchführung bestimmter Kanzleivorgänge an der spät­mittelalterlichen Kurie entwickelten Thesen, die bei mit der Spezialmate­rie vertrauten Fachkollegen mehrfach auf Widerspruch und Ablehnung gestoßen sind, Stellung. Die auf umfassendes Beweismaterial gestützten Ausführungen erhärten die Richtigkeit der Forschungsergebnisse Hs in eindrucksvoller Weise. Daß jedoch der Ton der persönlichen Polemik das im Rahmen einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung Mögliche bei weitem übersteigt, kann m. E. auch damit nicht gerechtfertigt werden, daß die Richtigkeit von Hs Ergebnissen in Veröffentlichungen von Pitz in Fra­ge gestellt wurde. Archivbauten: Der Neubau des Staatsarchivs Hamburg (S. 17—35) wurde in den Jahren 1968 bis 1972 ausgeführt. Jürgen Boiland — als Direktor des Instituts an der Planung und Durchführung stärkstens betei­ligt — erstattet darüber einen eingehenden Bericht. Die Wahl eines ver­hältnismäßig klein bemessenen Grundstücks in der Innenstadt bedingte eine Ausführung, bei der auf die vier Magazingeschosse — von denen zwei, mit Kompaktusanlagen ausgestattete unter dem Erdbodenniveau liegen — ein viergeschossiger Benützer- und Verwaltungstrakt aufgesetzt ist. Das Gebäude ist voll klimatisiert und verfügt über alle von einem modernen Archivzweckbau zu fordernden Einrichtungen, aber nur über verhältnismäßig bescheidene Reserven an Stellraum. Das Bestreben des Autors, auch einigen eher negativen Aspekten die beste Seite abzugewin­nen, erklärt sich wohl durch die Befriedigung über die Übersiedlung aus den Archivräumen im 1897 erbauten Rathaus, die den Anforderungen nicht mehr genügten und in Zukunft die Funktion eines Zwischenarchivs übernehmen sollen. Trotzdem ist nicht recht verständlich, daß auch die Ausstattung der Gassenfront mit Lokalitäten zur kommerziellen Verwen­dung und die unmittelbare Nachbarschaft einer Tiefgarage nicht bedenk­lich gefunden wird. — Auch Ober Österreich ist in den Kreis jener Bundes­länder eingetreten, denen für das Archiv ein moderner Zweckbau zur Ver­fügung gestellt wird. Alois Zauner (Der Neubau des oberösterreichi­schen Landesarchivs in Linz, S. 36—53) erörtert zunächst die Vorgeschich­te: Die Raumnot im bei der Gründung 1896 bezogenen Archivgebäude machte seit 1927 die Einlagerung von Archivalien in gemieteten Ausweich­quartieren notwendig, in besonders großem Ausmaß seit dem Zweiten Weltkrieg auch außerhalb von Linz. Das zur Abhilfe dieser mißlichen Zu­stände seit 1938 in Aussicht genommene Projekt eines Neubaues wurde erst 1956 wieder auf genommen, aber — nach vier Planungen an anderen Stellen im Stadtgebiet — erst von 1966 bis 1971 verwirklicht. Eine genaue Beschreibung des Baues und seiner Einrichtungen erweist, daß sie moder­nen Anforderungen voll entsprechen. Besonders bemerkenswert ist, daß es möglich war, die Geschosse des Verwaltungstrakts auf gleiche Höhe wie die des Magazintrakts zu legen. Ein zum Gesamtareal gehöriges, unbe­bautes Grundstück garantiert die Möglichkeit eines künftigen Erweite­rungsbaues.

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