Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

BROUCEK, Peter: Chef des Generalstabes und oberster Kriegsherr. Aus den Erinnerungen des Feldmarschalleutnants Alois Klepsch-Kloth von Roden, k. u. k. Delegierten im Deutschen Großen Hauptquartier, 1915/18

Chef des Generalstabes und Oberster Kriegsherr 389 Großen Hauptquartier in Pless 12). Diese Berichte sind begleitet von dem Versuch einer Charakterisierung der Persönlichkeit Kaiser Karls13). In ausführlichen Passagen folgen eine Schilderung eines Besuches in vorderer Linie bei österreichisch-ungarischen Artillerieeinheiten während der deut­schen Offensive im Frühjahr 191814) und Klepschs Eindrücke von Zu­ständen im besetzten Gebiet und im deutschen Heer während der Ereig­nisse im Oktober/November 1918 15). Dieser Hauptabschnitt umfaßt ein­undneunzig Blätter des Manuskripts. Der Rest beinhaltet Wiederholungen der bereits geschilderten Eindrücke und Erlebnisse, sowie Bemerkungen zum weiteren Gang der Entwicklung in Mitteleuropa bis zu Äußerungen über die Ungarn-Krise 1956. Für die Niederschrift standen dem General keinerlei Aufzeichnungen zur Verfügung, da das Archiv seiner Dienststelle 1918 beim Rücktransport verschollen ist. Es ist Stärke und Schwäche des Manuskripts zugleich, daß Klepsch-Kloth nur über eigene Erlebnisse und Gedanken berichtet und offenbar dabei von keiner späteren ihm bekannt gewordenen Veröffent­lichung in auffallender und das Urteil bestimmender Weise beeinflußt wurde. Im Text finden sich keinerlei Polemiken oder Auseinandersetzun­gen mit anderer Erinnerungs- und einschlägiger Militärliteratur. Im Ma­nuskript, das eine Erstschrift darstellt, sind fast nie Korrekturen ange­bracht. Andererseits ergab aber die sich über sechs Monate erstreckende Zuwendung von Berichten, daß sich schon im ersten Teil Aussprüche von Persönlichkeiten mit fast genau demselben Wortlaut wiederholen und die Schilderung der ihm besonders erinnerlichen Frontbesuche 1916 und 1918 mit der Hervorhebung derselben Einzelheiten erfolgt, was zumindest zu erweisen scheint, daß sie in seiner Erinnerung einen unverrückbaren Platz einnahmen. Eine Analyse des Bundesverhältnisses zwischen Deutschland und Öster­reich-Ungarn, eine Betrachtung über diplomatisch-militärische Wechsel­beziehungen sucht man in Klepsch-Kloths Erinnerungen vergeblich. Man findet ferner kaum Urteile über das deutsche Heer und seine Kampf­kraft, abgesehen von Bemerkungen über den Artillerieeinsatz vor Verdun 1916 sowie von verpflegs- und verkehrstechnischen Beobachtungen bei der deutschen Frühjahrsoffensive 1918, schließlich von der Lockerung der Dis­ziplin im Herbst 1918. Auch die Charakterisierung mehrerer deutscher Persönlichkeiten (Generäle Falkenhayn16), Ludendorff17) und Cramon, Admiral Tirpitz18) und Kaiser Wilhelm II. ist eher schematisch, geht 12) Ebenda 34 f, 62—64. iS) Ebenda 30—34, 56—58, 66—68, 96—98. M) Ebenda 43—47, 74 f. iS) Ebenda 48 f, 77—82, 84—89. is) Ebenda 21—24. 17) Ebenda 24 f, 69 f, 73, 102 f. is) Ebenda 52 f.

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