Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

BROUCEK, Peter: Chef des Generalstabes und oberster Kriegsherr. Aus den Erinnerungen des Feldmarschalleutnants Alois Klepsch-Kloth von Roden, k. u. k. Delegierten im Deutschen Großen Hauptquartier, 1915/18

336 Peter Broucek Wenige Worte oder Wortfolgen blieben unübertragbar. Klepsch-Kloth war beim Schreiben sichtlich bald ermüdet, er hatte zeitweise im Bett geschrie­ben, und wollte seine Arbeit auch, wie er mitteilte, vor seinen nächsten Angehörigen verborgen halten. Daraus ergab sich ein sehr oft wechselnder Ductus der Schrift, das früher oder später sich häufende Weglassen ein­zelner Buchstaben und aus all dem die Schwierigkeit, durch die Ver­gleichsmethode den Text vollständig und zweifelsfrei zu rekonstruieren 4 *). Immerhin sind Teile davon doch wert, in der Folge vorgelegt zu werden. Es ist durch Forschungen der letzten Jahre gelungen, einen Zweig der Familie des Offiziers bis ins siebzehnte Jahrhundert zurückzuverfolgen 6). Die alte böhmische Familie Roden erhielt 1633 das Prädikat „von Hir- zenau“ und erlangte 1676 den Ritterstand mit dem böhmischen Incolat. Am 12. Mai 1718 wurden zwei Mitglieder der Familie in den böhmischen Freiherrnstand erhoben. Die Familie knüpfte Familienverbindungen mit den gräflichen Familien Baillet de Latour, Daun, Wengersky von Ungar­schütz und Hadik von Futak an. Aus der Ehe der Tochter des k. k. Käm­merers und Husarenrittmeisters Karl Franz Freiherr Roden von Hirzenau mit dem k. k. Hauptmann Eduard Klepsch (geb. 1803, Breitenstein, Kreis Pilsen, gest. 26. August 1849, Preßburg) entstammte der Zweitgeborene Eduard Klepsch, der wie sein Vater und sein älterer Bruder Karl eben­falls österreichischer Offizier wurde. Jener erreichte 1897 die Feldmar- schalleutnants-Charge und war von 1877 bis 1899 Militär-Attaché bezie­hungsweise Militär-Bevollmächtigter bei der k. u. k. Botschaft zu St. Pe­tersburg 6). Mit 5. Oktober 1899 wurde Klepsch unter Verleihung des Prädikats „von Roden“ in den Ritterstand erhoben, und in diesem Jahr adoptierte er, da seine beiden Ehen kinderlos geblieben waren, seinen Neffen Alois Kloth. Dieser war der Sohn von Eduard Ritter Klepsch von Rodens ältester Schwester Maria Carolina aus der Ehe mit E. J. Kloth, Fabriksdirektor in Brünn. Alois Kloth, geboren am 24. September 1863 in Brünn, absolvierte nach der Oberrealschule die Kavallerie-Kadettenschule in Mährisch-Weißkir- chen und wurde 1883 als Kadett zum Ulanenregiment Nr. 2 ausgemustert. Mit 1. November 1884 zum Leutnant befördert, frequentierte der Offizier 4) In dieser Hinsicht danke ich ganz besonders Dr. Ernst R. v. Rutkowski. 5) Der Autor referiert hier die Ergebnisse von Nachforschungen seines Kolle­gen Archivrat Dr. Rainer Egger, die im Zuge mehrerer amtlicher Anfrage­beantwortungen an Verwandte Klepsch-Kloths gemacht wurden (KA Kanzlei­registratur ZI. 34.164/72, 42.669/72, 72.728/72). 6) Vgl. Ernst Rutkowski Eduard Klepsch v. Roden in österreichisches Biographisches Lexikon (= ÖBL) 3 (Wien 1965) 397.

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