Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra
20 Tarif Al-Samman Dieses Entwicklungsstadium der Tugrä erhält sich, wie gesagt, längere Zeit. Erst ab Mabmüd I. (Abb. 4) kommt es zu einer Änderung sowohl im Text der Tugrä, da der Titel „Hän“ gleich an den Namen des Herrschers anschließt, als auch in ihrer Gestalt, deren Elemente näher aneinanderrücken. Mahmüd II. (1808—1831): Schon bei der ersten Betrachtung seiner Tugrä fällt uns die Einheit der Gestaltung auf, die im Gegensatz zur Trennung der verschiedenen Elemente in früheren Tugräs steht. Seit Mahmüd I. versuchte man, die Gestalt der Tugrä zu vereinheitlichen und zu straffen, d. h. ihre Zeichen enger zusammenzuschließen. Der Raum innerhalb der ovalen Schleifen wird durch Schriftzeichen ausgefüllt. Dies wurde durch Fortschritte in der Schreibkunst, besonders durch den üali-Tulut mit der Breitfederschrift, ermöglicht. Abb. 5. Tugrä Mahmuds II., schwarz geschriebene öeli-Tulut, darauf Goldstaub gestreut: HHStA Türkische Urkunden (1830 Juli 15) Die Tugrä Mahmüds II. (Abb. 5) läßt sich schwer lesen, da der Schreiber primär auf die ästhetische Gestaltung achtete. Ihr zuliebe verzichtete er auf eine strenge Wortfolge. Wären die Schriftzüge der öali-Tulut nicht so deutlich, müßten wir die einzelnen Buchstaben erst enträtseln. Der Text besteht aus folgenden Worten: „Mahmüd Hän (i)bn cAbdul Hamid muzaffar dä5ima(n)“. Ganz unten steht das Wort „Hän“, dessen alif sich als mittlerer Schaft hinauf bis zur Spitze der Tugrä zieht. Über dem „Hän“ ist das Wort „Mahmüd“ gelagert, die unteren Teile von u und d am Schluß des Wortes sind in einem Zug geschrieben. Vom nächsten Wort ,,(i)bn“ befindet sich nur der Anfangsbuchstabe (b) über den letztgenannten Wörtern und wird fortgesetzt mit „cAbd“ und darüber „al Hamid“. Der erste und der letzte Buchstabe des letztgenannten Wortes bilden je einen weiteren Schaft, der zur Spitze der Tugrä ausläuft. An der Spitze der Sere finden wir als oberstes Wort „muzaffar“, dessen Buchstaben übereinander geschrieben werden. Das r am Schluß des Wortes zieht sich schräg nach links herunter und schwingt in nochmals aufsteigendem Bogen weit nach links aus. In der Mitte der Ovale, genau über dem