Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

Süddeutscher Feldzug 1704 159 zog daher von drei Bedingungen abhängig: erstens müßten die Holländer der Entsendung der erforderlichen Truppen an den Oberrhein zustimmen, zweitens der Kaiser und das Reich die gegen Max Emanuel vorgesehenen Truppen rechtzeitig ins Feld führen können und drittens Markgraf Lud­wig, dessen „Vues ganz nicht seien, gegen Bayern offensive zu agieren,“ seine Rheinpläne aufgeben 51). Was nun seine eigene Belagerung Landaus anlangte, so hielt er diese vor den Holländern noch immer geheim. Zusammen mit anderen, nicht einge- weihten Personen wie z. B. George Stepney in Wien, glaubten sie, das Projekt eines offensiven Vorgehens am Oberrhein gehe allein vom Mark­grafen aus. Auch in London besprach der Herzog mit dem holländischen Gesandten nur die Operation an der Mosel, wobei er sich auf das oben ge­nannte Projekt Eugens berufen konnte, das Mitte März an der Themse eintraf. Marlborough gab sich daher im Gespräch mit Vrijbergen sehr er­freut, „dat de gedachten van den Staat altijd daarheen liepen, om [den Feldzug] op de Mosel te openen, en dat daartoe reeds alle preparatien werden gemakt“ 52 53). Aber nicht nur die Holländer, auch Baron Schütz ließ Marlborough bezüg­lich seiner geheimsten Pläne immer noch im Dunkeln. Er stellte auch dem Hannoveraner gegenüber die Moseloperation so sehr in den Vordergrund, daß dieser sogar fürchtete, der Herzog werde alle bereits in Deutschland stationierten Truppen der Seemächte an die Mosel zurückziehen. Für diese Geheimhaltungspolitik Marlboroughs gibt es wohl nur die eine Erklärung, daß es ihm nämlich — da er um die Ängstlichkeit der Generalstaaten wußte — vor allem darauf ankam, die Holländer erst einmal zu einer Entsendung von genügend Truppen an die Mosel zu bewegen. Wenn dies einmal erreicht war, konnte er sie ja immer noch — wie er es dann auch praktizierte — vor vollendete Tatsachen stellen und noch weiter nach Süden bis nach Landau marschieren. Graf Wratislaw, der ebenfalls die Abneigung der Holländer kannte, ihre Truppen so weit von ihren Gren­zen zu entfernen, ging noch einen Schritt weiter. Er versuchte seit Marl­boroughs Rückkehr aus Den Haag, den Herzog mit dem Gedanken einer Trennung der englischen von den holländischen Soldtruppen vertraut zu machen, damit Marlborough dann mit den englischen Kräften operieren könnte, wo er wollte 63). 51) Schütz an Georg Wilhelm, 1704 März 14 London: ebenda. 52) ......daß die Gedanken des Staates allezeit dahin gingen, den Feldzug an d er Mosel zu eröffnen, und daß dafür bereits alle Vorbereitungen getroffen würden“. Vrijbergen an Fagel, 1704 März 25 London: AR SG 6007; Stepney an Hedges, 1704 März 22 Wien: PRO SP 80/23 fol. 105; Vrijbergen an Fagel, März 14 London: AR SG 6007; Marlborough an Heinsius, März 18 London: van’tHoff Correspondence 101. 53) Schütz an Georg Wilhelm, 1704 März 28 London: NHStA Celle Br. Arch.

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