Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

KÖFLER, Werner: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295

58 Werner Köfler Nachstehend soll eine Übersicht über die der landesfürstlichen Kanzlei angehörigen Schreiber geboten werden, aus der auch deutlich die Aus­weitung der Kanzlei seit den achtziger Jahren ersichtlich wird: Albero von Marling von 1271—1282/83, Rudolf von Isny ab 1271, Wilhelm ab 1271, Dietrich von Pflugdorf ab 1281, Rudolf von Meißen ab 1281, Heinrich von Klausen nach 1280, spätestens ab 1289, Ulschalk von Hall ab 1286, Rudolf von Brixen ab 1292. Es waren also in der landesfürstlichen Kanzlei von 1271—1281 drei Notare gleichzeitig tätig, ab 1282 stieg die Zahl auf sieben. Außer diesen dem engeren Kanzleibereich angehörigen Notaren sind noch folgende Schreiber in speziellen Diensten belegbar: Kammerschrei­ber: Ludwig von Obernburg ab 1290, Küchenschreiber: Heinrich 1288, Salinenschreiber zu Hall: Jakob 1283, Hausschreiber auf Schloß Tirol: Liebhard von Algund 1295, Landschreiber von Kärnten: Nikolaus 1289— 1292, Landschreiber von Krain: Friedrich 1287—1291 und Heinrich von Lavan 1292, Münzschreiber in St. Veit: Heinrich. Es ist nun die Frage, ob diese vor allem aus den Zeugenreihen und Rechnungsbüchern erschlossene Zusammenstellung dem Verzeichnis der „familia domus“ in Tirol gegenübergestellt werden kann: Diese Liste, geschrieben auf einem im Rechnungsbuch IC 283 nach fol. 76 eingelegten (jetzt eingebundenen) Zettel, weist zwei Hände auf, wobei vom Schreiber B in kleinen, zierlichen Buchstaben die Überschrift „Hec est familia domus in Tirol“, auf der Rückseite „Item notandum est, quod illis hominibus datur prebenda Tirolis in castro“, am rechten Rand vertikal „Anno domini“ und weiter unten „Reverendo“ geschrieben wurde. Dieselbe Hand ergänzte wohl 1297/98 (nach Heuberger: Hausnotar Liebhard) die Liste* 8). Eine genaue Datie­rung des ursprünglichen Verzeichnisses, von Hand A in einer derben, schwung­losen Schrift geschrieben, ist nicht möglich. Heuberger nimmt an, daß es „wohl noch unter Herzog Meinhard II. angelegt worden sei, da die einzelnen Herzoge erst in den Zusätzen aufscheinen“. Wiesflecker läßt für die Entstehung einen Zeitraum von 1292—1298 offen 9). Der Verfasser ist eher geneigt, die Ursache der Anlage dieser Liste auf den Tod des Landesfürsten zurückzuführen, denn unwillkürlich drängt sich die Assoziation mit der Inventarisierung bei Todesfällen oder Übernahmen auf. Die Entstehungszeit unmittelbar nach 30.—31. Oktober 1295 wäre jedenfalls denkbar, bald darauf wurden dann die neu hinzugekommenen Leute der Söhne Mein­14. Jahrhunderts (ungedr. phil. Diss. Wien 1939) und Karl Starzacher Bei­träge zum Urkundenwesen der Grafen von Görz, besonders für die Zeit von 1271 bis 1350 (Prüfungsarbeit am österr. Institut für Geschichtsforschung, Wien 1935). 8) Ediert von Richard Heuberger Das Urkunden- und Kanzleiwesen der Grafen von Tirol, Herzoge von Kärnten, aus dem Hause Görz (MIÖG Erg. 9, 1915) 385 ff. — Über Rechnungsbücher siehe unten Anm. 29. ») Die Regesten der Grafen von Tirol und Görz, Herzoge von Kärnten II/l: Die Regesten Meinhards II. (I.) 1271—1295, bearbeitet und hg. von Hermann Wiesflecker unter Mitarbeit von Johann Rainer (Publikationen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, 4. Reihe, 1. Abt. Innsbruck 1952) Reg. 759.

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