Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

KÖFLER, Werner: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295

Urkundenwesen Meinhards II. 73 maior“ des landesfürstlichen Schatzes zu St. Petersberg in Gewahrsam des Abtes von Stams war84 85) und daß aus zahlreichen Zeugenreihen eine auf­fallend häufige Anwesenheit von Stamser Mönchen auf Schloß Tirol her­vorgeht. Diese Mönche mundierten dortselbst die für Stams bestimmten Urkunden — eine Empfängerherstellung am Orte des Ausstellers. Der Schriftvergleich ergab bei aller Vorsicht, die angesichts der Schulmäßigkeit der Schriften geboten ist, eine Beteiligung von ungefähr sechs Händen an der Mundierung aller Empfängerausstellungen von Stiftungen, Schen­kungen, Verkäufen und dergleichen des Landesfürsten an Stams (zwischen 1275 März 12 und dem Tod Meinhards) 85). Die äußeren und inneren Merkmale der urkundlichen Produkte der Stamser Schreibschule können wie folgt skizziert werden: Das nach nördlicher Art bearbeitete Pergament — vielleicht aus eige­ner Herstellung — ist meist sehr regelmäßig geschnitten. Das Urkunden­format ist durchschnittlich größer als jenes der Kanzlei und mißt in der Höhe rund zwei Drittel der Breite. Die Plica ist zumeist sehr schmal, das Siegel ist durchwegs an Per- gamentpressel angehängt. Die Schrift der Stamser Schreibstube ist ein Kind der Buchschrift. Von Details abgesehen differenziert der Gesamteindruck der einzelnen Urkun­den nur in einer mehr oder weniger kursiven Schreibweise, wobei die Buchstabenverbindungen stets in sehr feinen Haarstrichen ausgeführt sind, wenn sie nicht ganz fehlen. Ein Charakteristikum schlechthin sind die aus­ladenden, schräg nach links unten geführten Schlingen der Buchstaben s, m und n am Wortende. Dieses Merkmal findet sich in allen Erzeugnissen der Stamser Schreibtätigkeit, z. T. sogar in dem in kalligraphischer Buch­schrift aufgezeichneten ältesten Urbar von 1284. Typisch sind auch die Initialen am Beginn der einzelnen Protokollteile, sicherlich ein Einfluß aus der Papsturkunde; besonders gleichartig ausgeführt erscheint stets das I der Verbalinvokation und das M von „Meinhard“, ebenso das N im „Nos“ der Intitulatio und das N im „Noverint“ der Publicatio. Die verbale Invokation wird alten Traditionen entsprechend in ver­längerter Schrift oder zumindest mit initialen I- und N-Kapitälchen aus­geführt. Bei allen diesen speziellen Merkmalen ist natürlich nicht ihr Auftreten an sich, sondern die Art der Ausführung typisch. Die inneren Merkmale weisen alle Attribute eines gefestigten Formu­lars auf. Für die Anordnung der einleitenden Urkundenteile, die ja stets 84) IC 278 fol. 56v (1293 Juli 21): ......Ch. de Vrideberch et Ottone Kaerlin­g erio remanserint in deposito in castro montis Sancti Petri in cista maiore, cuius claves habent dns. R. abbas de Stams et Ortolfus camerarius ...“. 85) Es handelt sich um die Urkunden Reg. 127, 143, 161, 163, 207, 251, 272, 273, 328, 332, 333, 335, 336, 362, 382, 404, 410, 488, 515, 516, 550, 545, 684, 695, 709, 723, 726, 783, 787, 887, 942.

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