Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
KÖFLER, Werner: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295
64 Werner Köfler Das Notariatsinstrument von 1292 November 25 (Reg. 777) bezeugt Rudolf auch als Viztum. Es ist dies die einzige Nennung Rudolfs als solcher, und zwar als Hofviztum, zu Zeiten Meinhards. Neben dem Hofvize- dominat gab es in diesem Zeitraum auch lokale Viztume und solche, deren Wirkungsbereich das ganze Land umfaßte 32). Das Viztumamt Rudolfs von Isny erscheint in einem neuen Licht durch die nähere Untersuchung einer Persönlichkeit, die in der bisherigen Forschung nicht beachtet wurde: Otto Kerlinger, „vicedominus ducis“! Er führt ein eigenes Siegel und beurkundet 1289 Dezember 13 Zams einen Verkaufs vertrag für Stams: „Otto dictus Kaerlingaer tunc temporis vicedominus magnifici ducis Karinthie et comitis Tyrolensis“; 1290 Juni 10 Kurtatsch hält „Oto assessor dni M. ducis Karinthie“ in Schloß Linteclar Rechnung für den Herzog und verleiht als Stellvertreter des Herzogs ein Gut 33). Als Zeuge tritt er in Urkunden von 1293 April 20 Neuhaus, 1294 Jänner 25 Schloß Tirol („Oto Carlingerus“) und 1295 August 6 Petersberg 34) auf. 1288 Juli 3 3ä), 1288 (ohne Tagesdatum) 33), 1291 September 22 37 * *), 1292 Juli *283S), 1292 September 5 3B), 1293 Jänner 27 40), 1295 Juli 12 41) legte Otto Kerlinger vor dem Landesfürsten Rechnung. Ohne hier auf Details eingehen zu wollen, — es kommt in diesen hohen Rechnungen Ottos klar zum Ausdruck, daß ihm vor allem die Richter und andere höchste Amtleute die landesfürstlichen Einkommen aus ihren Amtsbereichen ablieferteri. Otto deponierte wiederum die nach den verschiedenen Zahlungen verbliebenen Gelder in die Schatzkammer zu St. Petersberg. Vor allem bedeutsam ist es aber, daß Otto Kerlinger allein die. Schlüssel zur „cista minor“ in Petersberg verwahrte 42). Die Persönlichkeit Otto Kerlingers lei kaum schon bestand: „Johannes domini Henrici prothonotarius“ (1276 November 6: HHStA AUR), daneben zumeist einfach: „Johannes scriba“. Vgl. Hans von Voltelini Beiträge zur Geschichte Tirols in Zeitschrift des Ferdinandeums 33 (1889) 140. 32) Richard Heuberger Die älteren Vicedominate in Tirol und die Anfänge der Hauptmannschaft an der Etsch in Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 11 (1914) 66—138. Heubergers vortreffliche Untersuchung des Vizedominats ist durch ihre Zielsetzung, die Beziehung zwischen dem älteren und dem zur Zeit Ludwigs von Brandenburg entwickelten Amt des Vizedominus und die Entstehung der Hauptmannschaft an der Etsch, zeitlich wie auch sachlich vor allem auf die Verhältnisse ab ca. 1300 ausgerichtet. Das Viztumamt Rudolfs von Isny findet nur eher am Rande Erwähnung. — Lokale Viztume sind beispielsweise 1266 Oktober 16 („H. vicedominus de Vltimis“, Reg. 758) und 1286 (Reg. 509) bezeugt. 33) Reg. 645, 683. 34) Reg. 802, 854, 942. 33) IC 277 fol. 14. 36) IC 277 fol. 14v (der erste Teil der Eintragung wohl von der Hand Kerlingers selbst). 37) MC 8 fol. 79v. 38) MC 8 fol. 85. 3») MC 8 Zettel zwischen fol. 85 und 86. 4») IC 278 fol. 57V. 44) IC 279 fol. 2. 42) IC 278 fol. 56v: „Eodem die (1293 Juli 21) presentibus testibus supradic- ti remanserunt in cista minore, cuius claves habet Ot. Kaerlingerius“.