Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

CORETH, Anna: Richard Blaas zum 60. Geburtstag

PERSONALIA Richard Blaas zum 60. Geburtstag Am 20. April 1913 wurde Richard Blaas in Dorf Tirol bei Meran in Südtirol, damals noch in Österreich, geboren. Der begabte Schüler begann sein Mittelschulstudium am humanistischen Gymnasium in Meran 1924, aber nach vier Jahren wurde die Schule vom italienischen Staat gesperrt, und er übersiedelte in das bischöfliche Knabenseminar in Dorf Tirol. Nach der dort abgelegten Matura trat er 1932 in Österreich in den Jesuiten­orden ein und studierte nach den Noviziatsjahren an der Innsbrucker Universität Philosophie und Theologie. Aber — sein Studiengang war mehr als gewöhnlich von politischen Hemmnissen gezeichnet — 1939 wur­de das Innsbrucker Jesuitenkolleg vom NS-Regime beschlagnahmt und die theologische Fakultät aufgelöst, so daß Richard Blaas sein Studium in Wien fortsetzen mußte. 1941 aber entschloß er sich, noch vor Empfang der höheren Weihen, aus dem Orden auszutreten und an der philosphi- schen Fakultät Geschichte zu studieren. Bald jedoch wurde das Studium durch Einziehung zum Heeresdienst in Italien und anschließende englische Gefangenschaft für Jahre unterbrochen. 1946 heimgekehrt, erlangte Blaas rasch, noch im Dezember 1946, das philosophische Doktorat in Wien mit der Dissertation Untersuchungen zu Thomas Ebendorfers Liber Pontificum mit Teiledition und schloß 1948 den Kurs am Institut für österreichische Geschichtsforschung mit der Staatsprüfung ab. Mittlerweile war er schon in den staatlichen Archivdienst eingetreten und dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv zugeteilt worden, dessen stellvertretender Leiter er im Okto­ber 1951 wurde. Im Dezember 1956 wurde er zu dessen Leiter, später Direktor, bestellt und betreut dieses Archiv nun schon seit 17 Jahren mit Ruhe und Umsicht und im Bemühen um eine gute kollegiale Atmosphäre. Am 1. Jänner 1971 wurde er zum wirklichen Hofrat ernannt. In seiner amtlichen Tätigkeit erwarb er sich besondere Kenntnisse bezüglich der Restaurierung von Archivalien und bemühte sich um entsprechende Aus­stattung der Restaurierwerkstätte, wie auch der Mikrofilmstelle im Archiv. Der Verband österreichischer Archivare, der vieles seiner Initiative ver­dankt, hat ihn zum dritten Mal als Vorstand gewählt. Seine wissenschaftlichen Arbeiten bewegten sich zunächst im Rahmen mittelalterlicher Quelleneditionen — eine Zeitlang war er Mitarbeiter der Diplomata-Abteilung der Monumenta Germaniae in Wien, in der Folge erschien seine Edition eines Tiroler Teilbuches. Dann aber wandte er sich aufgrund der von ihm betreuten und katalogisierten Bestände des öster-

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