Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

BENNA, Anna Hedwig: Zum AEIOV Friedrichs III. Auslegungen des 15. Jahrhunderts

Zum AEIOV Friedrichs III. 419 Obzwar zwischen Friedrichs Fünfvokalen und einem vermutlich aus der Zeit um 1400 aus Italien stammenden Stoff eines Totengewandes aus dem Grab der ersten, 1322 verstorbenen Gemahlin Ludwigs des Bayern in der Frauenkirche in München kaum ein Zusammenhang bestehen dürfte, kommt diesem Stoff, der in seinen Mustern einen von einem geschlunge­nen Band mit den Fünf vokalen eingekreisten Eber zeigt 23 24 2S), für die Ver breitung der Fünfvokale im Spätmittelalter ein gewisser Aussagewert zu, der freilich erst durch weitere Belege zur Verbreitung dieses Zeichens präzisiert werden könnte. Nach dem Befund der Quellen zu schließen, dürfte Friedrichs selbst­gewählte „liberey“ nur sehr kurze Zeit rein persönliche Bedeutung für ihn gehabt haben. Sehr bald, schon in der Zeit seines römischen Königtums, bemächtigte sich das geflügelte Wort der Fünfvokale. Auslegungen der „liberey“ dienten der politischen Propaganda24). Und Friedrich selbst notierte sich zwei Interpretationen, die keinen Zweifel an den poli­tischen Aspirationen des zum römischen Königtum mit dem Anspruch auf das künftige römische Kaisertum aufgestiegenen Angehörigen des Hauses Österreich lassen25). Es wäre sicherlich eine dankbare Aufgabe der For­schung, die aus der Zeit Friedrichs III. stammenden Interpretationen der Fünf vokale zu sammeln, um so zu einem abschließenden Urteil über Funktion und Bedeutung dieses geflügelten Wortes für die Geschichte Österreichs und sein Selbstverständnis als Staat zu gelangen. Die im fol­genden abgedruckte Sammlung von Auslegungen der Fünfvokale aus einem im Haus-, Hof- und Staatsarchiv erliegenden Kopialbuch Fried­richs III. möchte einen kleinen Beitrag zu diesem Thema bieten. Die Handschrift des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Bl. 658 (Böhm- Supplementissimum n. 786) 26) gehört zu den aus dem Wiener Schatz­gewölbe stammenden Handschriften, die sehr früh, noch zur Zeit Rosen­thals, in das Geheime Hausarchiv gelangten und den Grundstock der spä­teren Handschriftensammlung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs bilde­ten 27). Sie besteht aus 163 Blättern Papier in Größe 220 mm breit, 280 mm hoch. Ihr Originaleinband ist nicht mehr erhalten. Sie besitzt einen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammenden Einband. Dieses Kopial­buch Friedrichs III. enthält Abschriften zahlreicher Urkunden und Akten 23) Adam Horn Die Ausgrabungen in der Frauenkirche zu München in Deutsche Kunst- und Denkmalpflege (1952) 64, 72 Abb. 44; Lhotsky Aufsätze und Vorträge 2 187. Zu Textilien italienischer Herkunft vgl. Brigitte Kiesse Seidenstoffe in der italienischen Malerei des 14. Jahrhunderts (Bern 1967). 24) Vgl. unten S. 425. 25) Vgl. unten S. 424. 2«) AB XV/2/1: Handschriftliche Fortsetzung zu Constantin Edler von Böhm Die Handschriften des k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Supp­lement (Wien 1874). 27) Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs 3 (Inven- tare österreichischer Staatlicher Archive V/6, Wien 1936) 140, 174. 27*

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