Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

WELTIN, Max: Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert

32 Max Weltin und Mauten 161). Burkhard hatte auch Verbindung zu Finanzkreisen, wie aus entsprechenden Notizen seines Vorgängers Gozzo hervorgeht162). Bei den Ereignissen des Jahres 1276 spielte Burkhard keine große Rolle. Weshalb nicht er, sondern der wenig verläßliche Konrad von Sumerau in der kritischen Phase Kommandant von Enns gewesen ist, bleibt ungeklärt. Stöllers Annahme, Burkhard habe Linz verteidigt und sich dann in Rich­tung Freistadt zurückgezogen, findet quellenmäßig keine Stützung und ist zudem unwahrscheinlich163). Ähnlich geringen Widerstand leistete be­kanntlich auch der Hauptmann der Steiermark, Milota, bei der Vertei­digung von Graz. Er war allerdings durch den Ministerialenaufstand und den Abfall der Grazer Bürger stark behindert164). Vielleicht haben sich die Ennser unter der Führung des Sumerauers auf ähnliche Weise der böhmischen Besatzung entledigt166). König Rudolf hat das Land ob der Enns vereinbarungsgemäß an Herzog Heinrich von Niederbayern ver­pfändet 166). Die bayerische Pfandschaft ist deshalb wichtig, weil durch sie das Land ob der Enns zwangsläufig ein selbständiger Verwaltungs­sprengel geworden ist. Nicht zuletzt wird dieser Umstand mit ausschlag­gebend gewesen sein, daß Herzog Albrecht I. die den seit Beginn des 13. Jahrhunderts zu beobachtenden Verselbständigungsprozeß abschlie­ßenden Administrativmaßnahmen gesetzt hat. Heinrich von Niederbayern bezeichnet das Land ob der Enns 1277 als „districtus“ 167 * *) und hat dort dementsprechend auch sofort Verwaltungspersonal eingesetzt. Nach län­gerer Zeit bietet sich jetzt auch wieder ein direkter Hinweis auf Verände­rungen im Güterbestand innerhalb der Herrschaft Steyr. Herzog Heinrich bestätigte nämlich „in castro Steir“ einen Tausch seiner Offiziale mit Gar­sten. Das Kloster hatte versucht, auf diese Weise in den Besitz zweier schon lange strittiger Forsthuben in der „provincia“ Gaflentz zu kom­men 16S). Für die Bestätigung dieser Forsthuben und einen Hof in Piesl- wang „cum suis attinendis“ erhält der Herzog sechs für die Forstverwal­tung wichtige Stützpunkte in Freihofau, Rapoldeck und Rettenstein leö). i#i) A p p e 11 Rechtsstellung 20 ff. Einen Streit zwischen Admont und den Erben Dietrichs von Dobra hätte Burkhard als „iudex deputatus per regem Bo- hemie“ entscheiden sollen, wurde aber durch den 1276 ausbrechenden Krieg dar­an gehindert: W i c h n e r Admont 2 375 f (1277 Mai 10 Wien). 162) Stiftsarchiv Zwettl Urkunde n. 262 (ined.) 1290 Februar 2: Gozzo schenkt seine Außenstände dem Kloster Zwettl, „hii sunt debitores: dominus Burchardus de Clingenberg in Bohemia tenetur mihi 60 tal. den. et 67 mare, puri argenti“. i®8) S t ö 11 e r Kampf 15 f. i®4) Ebenda 18. 165) wie Anm. 171. i®0) Zu den Ursachen und der Dauer dieser Pfandschaft Oswald Redlich Rudolf von Habsburg (Innsbruck 1903) 363 ff. i®7) OÖLA Diplomatar 1277 August 27. i«8) UBOE 3 472 f (1277 Juli 12). i88) Zauner Garsten 306 f.

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