Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WELTIN, Max: Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert
Kammergut und Territorium 25 CVP 901 der Österreichischen Nationalbibliothek enthaltene, den Zeitraum von 1262 bis 1264 umfassende sogenannte „Laaer Briefsammlung“ diesbezüglich einen willkommenen Einblick m). Otto de Foro, der ein solcher Kammergraf gewesen ist und der auch sonst in enger Beziehung zur Kammer steht* 122), hat dem Inhalt eines Briefes zufolge die Gerichtsgefälle von Laa/Thaya gepachtet123). Dem Hauptmann von Laa ist offenbar durch den König eine Spesenvergütung aus den Einnahmen dieses Gerichtes zugesprochen worden. Er bekommt sein Geld jedoch nicht vom Stadtrichter ausgezahlt, sondern muß sich an den Pächter selbst wenden. Dieser ist aber erst nach der vollständigen Abführung der Wändel durch den Richter bereit, dem Hauptmann sein Geld auszubezahlen 124). Obwohl es sich bei Otto nicht um einen Juden handelt und er das Richteramt von Laa ohne weiteres hätte ausüben können, sehen wir hier die für mittelalterliche Verhältnisse recht ungewöhnliche Trennung zwischen dem Pächter des Amtes und dem das Amt Ausübenden. Im 14. Jahrhundert ist etwas derartiges nicht mehr zu beobachten 125). Die Zweiteilung mag vor allem durch die anfangs überwiegende Heranziehung von Juden als Kammergrafen verursacht worden sein. Erst 1267 ist Ottokar, wohl im Zusammenhang mit den Beschlüssen der Diözesansynode desselben Jahres, davon abgekommen und hat nur mehr reiche Bürger als Kammergrafen verwendet. So 1267 Paltram Vatzo 126), 1270 Paltram, Goz121) Meine Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung; erscheint demnächst in den Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 122) wie Anm. 127 und Stiftsarchiv Lilienfeld Urkunde 1267 Dezember 11: Lilienfeld soll anstelle von 480 den. Gülten vom Urbar des Landesfürsten in Krems dieselbe Summe von zwei Salzburger Höfen erhalten; Zeugen: Otto camerarius von Perchtoldsdorf, Otto in Foro camerarius Austrie, Paltramus comes camere nostre (Ottokars), usw. 123) CVP 901 fol. 131 v: „Honesto viro et amico predilecto domino Ottoni de Foro Kadoldus de Wehing obsequium cum dilectione. Intellexi procuratore referente, quod me absolverit ab ea, qua me pro eo vobis obligaveram, fideius- sione. Unde cum actenus occasione accepta ex illa fideiussione mihi detinueritis denarios a domino meo rege constitutos, rogo, ut mihi certum terminum prefigatis ad eorundem denariorum solucionem, ad quem personaliter accedam vel certum vobis dirigam eos ad recipiendum.“ 124) Ebenda fol. 131 v—132 r: „Verum quidem est, quod per me certum reddidit de censu iudicii in La, in quo mihi fueras obligatus. Sed cum certi- ficatus non sim, quantum vobis persolverit de eodem, rogo vestram discrecio- nem, quatenus inquisicione aput procuratores vestros habita, me littera vestra certificetis, quot denarios vobis persolverit. Quo cognito vobis denarios dare non negligam, qui vobis a domino meo rege sunt constituti.“ 125) Vgl. etwa das landesfürstliche Rationarium 1326—1338: Chmel Geschichtsforscher 2 205: „Anno domini 1331 habita computatione cum viro discreto Petro dicto Penhalm de Judicio, et Muta in Styra ... que conduxit pro 200 tal. sub anno domini 1330.“ Der Richter, der hier sein Amt auch ausübt, verrechnet direkt mit dem Landesfürsten. 12«) Wie Anm. 122.