Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen

Alexander a Lacu 189 Personen, davon hatte sich Paul V. einen Kardinal in petto reserviert — es war, wie sich bei der Publikation am 11. April 1616 ergab, der Wiener Bischof Melchior Kiesi, für den sich der Kaiser verwendet hatte 91). Abt Alexander hat diese Erhöhung seines Freundes oder jedenfalls seines gegenreformatorischen Kampfgefährten92) nicht mehr erlebt, er war ja schon am 19. März 1613 gestorben. Wie sehr er sich für alle Nachrichten aus Italien und sicher speziell aus Rom interessiert hatte, zeigt eine Aus­gabe in den Kammeramtsrechnungen des Stiftes Kremsmünster: Nach dem Ableben Abt Alexanders erhielt im Jahre 1614 Christoph Weiß, Burgvogt zu Wels, „füer Ir Gnaden Selling Neue Zeitungen auß Welschlandt“ den ansehnlichen Betrag von 43 lb 7 ß 93). Die ersehnte Nachricht, daß ihm der Kardinalspurpur zugefallen sei, war nicht darunter. Für sich persönlich hat Abt Alexander a Lacu auf seiner Italienfahrt also nichts erreicht94). Der Fehlschlag des Versuches, den Purpur zu er­langen, hängt sicher nicht nur damit zusammen, daß der Ordinarius, also Erzherzog Leopold, der Bischof von Straßburg und Passau, noch nicht zum Kardinal erhoben worden war. Die kaiserliche Unterstützung in der Sache fehlte. Rudolf II. war viel zu mißtrauisch, es möchte etwa in der Nach­folgefrage irgend etwas zwischen Wien und Rom besprochen worden sein, als daß er den Wunsch des Kremsmünsterer Prälaten gefördert hätte. Der Einfluß des aufrührerischen Bruders in Rom wird wohl gering einzu­schätzen sein, und auch die Wittelsbacher dürften weder die Absicht noch die Möglichkeit gehabt haben, hier Entscheidendes zu unternehmen. Zieht man aber die historische Bedeutung der Romreise des Kremsmünsterer Prälaten in Betracht, so ist nicht völlig auszuschließen, daß er dort im Auftrag des Erzherzogs Matthias Verhandlungen geführt hat. Oder war er vielleicht tatsächlich nur Werkzeug, nur „Briefträger“, wie es Matthias in seiner Verantwortung dem Kaiser gegenüber hinstellte? Hat er bei­spielsweise nur aufklärende Zeilen über die Absichten des Statthalters (und Klesls) beim Wiener Frieden vom 23. Juni 1606 und bei den damals laufenden Verhandlungen mit der Pforte — die in dem Abkommen an »i) Ebenda 238 f. 92) Abt Alexander blieb trotz seiner Zusammenarbeit mit Matthias immer auf katholischer Seite und war ein wirkungsvoller Gegenspieler der evangelisch- kalvinistischen Gruppe der Stände des Landes ob der Enns, z. B. in der Frage der Religionsausübung der Städte; siehe Hans Sturmberger Georg Erasmus Tschernembl (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 3, Linz 1953) 173, 197. 03) Bernhard Pösinger Kunst und Handwerk in den Kammereirechnun­gen des Stiftes Kremsmünster 1500—1800 (Archivallsche Vorarbeiten zur öster­reichischen Kunsttopographie, Gerichtsbezirk und Stift Kremsmünster, hg. Willi­brord Neumüller, Wien 1961, 2 Bände) 1 95 n. 1079. *4) Selbstverständlich brachte er Andachtsbilder und andere Erinnerungen aus Rom mit. Ein Maria-Maggiore-Gnadenbild kopierte ihm der Kremsmün­sterer Maler Pfliditinger: Pösinger Kunst und Handwerk 83 n. 950, dazu Anmerkung in Band 2 23.

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