Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
WACHA, Georg: Die Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alexander a Lacu mit den bayerischen Herzogen
Alexander a Lacu 175 9. Er hat auf den Kammerbarbier zu achten, speziell darauf, daß dieser Instrumente und Barbierzeug des Herzogs nicht für andere Personen verwende. 10. Seine Obsorge hat sich auf Schlafkammer, Bettzeug usw. zu erstrecken. 11. Er hat Botschafter und fremde Personen zur Audienz zu führen, wenn der Obersthofmeister oder dessen Verwalter nicht zugegen sind. 12. Er hat den Zutritt zum Vor- und Wartezimmer zu überwachen. 13. Strafsachen unter den Kammerpersonen hat er vor den Herzog zu bringen. 14. Er hat auf die sichere und geeignete Unterkunft des Herzogs und dessen Gemahlin bei Reisen zu achten. 15. Bei Erkrankung oder wenn er vom Herzog weggeschickt wird, soll immer ein Vertreter bestellt sein. Es war eine Stellung mit bedeutendem, ja mit beherrschendem Einfluß, die Astor Leoncelli sich am Münchner Hof erobert hatte. Als Sprachlehrer war er mit dem jungen bayerischen Herzog in Ingolstadt erstmals in Verbindung gekommen 29), und wenn man hört, von welcher Bedeutung diese Ausbildungsjahre für den jungen Wittelsbacher waren, dann versteht man vielleicht den steilen Aufstieg Astor Leoncellis, der dann mit jähem Sturz enden sollte. Von 1587 an studierte Maximilian vier Jahre lang in Ingolstadt, und dieses Ingolstadt der Gegenreformation war reich an Köpfen, ob man nun die Namen der Juristenfakultät durchgeht oder an Männer wie Gregor von Valencia, Christoph Scheiner oder Jakob Gretser erinnert 30). Und Valencia, der bedeutendste Theologe der deutschen Ordensprovinzen der Jesuiten, ist schließlich nicht von ungefähr Maximilians Reisebegleiter, Beichtvater und Seelenführer geworden. Bei den ersten Reisen in den neunziger Jahren, nach Rom, nach Loretto, nach Einsiedeln, nach Nancy, mag der sprachenkundige Lehrer Astor Leoncelli sich unentbehrlich gemacht haben. Eine hohe Stellung bringt Macht, bringt Sorgen, bringt Neider. Verschiedene Nachweise über die Tätigkeit Astor Leoncellis sind erhalten31): Von Mai 1595 bis Juni 1600 reicht die „spesa fatta per la fabricha dela stalla di Anger et altre cosse necessarie et miglioramenti“; eine italienische Übersetzung der Stallmeisterordnung von 1596, eine korrigierte Fassung von 1598 in 48 Punkten, ebenfalls in italienischer Sprache, liegen bei den Akten. Am 28. Juli 1598 vereinbart zu München Ritter Astor Leoncelli, Maximilians von Bayern Kämmerer und Oberststallmeister, mit Zimmermeister Hannsen Briederl die Herstellung von Fenstern, Schindeldach und Stiegen im „mangelhaften lusthaus“ beim Gestüt zu Anger nächst Murnau. Zur Jahrhundertwende tauchen aber unter den Akten 29) F. Schmidt Geschichte der Erziehung der bayerischen Wittelsbacher von den frühesten Zeiten bis 1750 (Berlin 1882) und H. Dotterweich Der junge Maximilian (München 1962) 89, 93, 99. Frdl. Hinweis von Prof. Dr. Puch- ner (siehe Anm. 26). 3°) Benno Hubensteiner Maximilian I. Staat, Leben und Kultur um die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (München 1956) 7. st) Geheimes Hausarchiv München, 1712 FI n. 12.