Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol

Peter Luder und Sigmund von Tirol 159 diplomatische Aktivität die Friedensvereinbarungen wieder rückgängig oder zumindest unwirksam zu machen. So ist auch seine Verzögerungstak­tik bei der Erfüllung der Bedingungen zu verstehen. Sein Ziel war es, eine große, ganz Süddeutschland südlich des Main umfassende Koalition gegen die Eidgenossen zustande zu bringen. Diesem Vorhaben sollte un­ter anderem auch der Fürstentag zu Speyer dienen51). Sigmund wußte zu genau, daß er — wenn er den Schweizern erneut entgegentreten oder auch nur seine oberrheinischen Besitzungen nicht vollständig verlieren wollte — sich von auswärts um Bundesgenossen umsehen mußte. Daher wandte er sich an den Kaiser, die deutschen Fürsten und an den Herzog von Mailand. Besonders bemühte er sich um die Unterstützung der großen westeuropäischen Mächte und versuchte zunächst, die Hilfe des französi­schen Königs zu gewinnen. Im Februar 1469 sandte der Herzog den Grafen von Eberstein an den französischen Hof, der dem König im Auftrag Sigmunds das Angebot unterbreiten sollte, ihm für Bündnis, Hilfe und Schutz den österreichi­schen Besitz im Elsaß zu überlassen52). Dabei ging Sigmund ganz im Einvernehmen mit dem Kaiser vor und ließ über seinen Gesandten auch die Ehe zwischen dem jungen Maximilian und einer französischen Prin­zessin Vorschlägen53). Nachdem die Gesandtschaft bereits aufgebrochen war, zögerte der Herzog plötzlich, befahl dem Grafen Eberstein, zu halten und die geplante Werbung beim französischen König zu unterlassen. Als Graf Eberstein Sigmund von Zabern im Elsaß aus mitteilte, er werde wei­terreiten und die ihm übertragene Aufgabe positiv lösen, sah sich der Herzog veranlaßt, seine Mahnung zu wiederholen und eröffnete gleich­zeitig dem Grafen, daß er selbst an den Hof Ludwigs XI. reisen werde 54). Am 31. Dezember 1468 richtete er tatsächlich an den französischen König ein diesbezügliches Schreiben und ersuchte darin um Angabe eines Ortes, wo man sich treffen könne 55). 51) Grüneisen Ächtung 195 f; Maleczek Beziehungen 222 f; Karl Bittmann Ludwig XI. und Karl der Kühne. Die Memoiren des Philippe de Commynes als historische Quelle (Veröffentlichungen des Max-Planck-lnsti- tuts für Geschichte 9/II/1, Göttingen 1970) 283—284. 52) Bittmann Ludwig XI. und Karl der Kühne 284; Brauer-Gramm Peter von Hagenbach 56; Maleczek Beziehungen 225. — Über Graf Hans von Eberstein vgl. die biographische Notiz bei Robert Janeschitz- Kriegl Geschichte der ewigen Richtung von 1474 in ZGO NF 66 (1957) 449— 451 ;Maleczek Beziehungen 225 Anm. 1. 53) Joseph Chmel Monumenta Habsburgica 1/2 (Wien 1855) 135; Malec­zek Beziehungen 225. 54) Herzog Sigmund an den Grafen von Eberstein (o. D.) im TLA Sigmun- diana IV b 37. Dieser zweite Brief an den Grafen — der erste fehlt ebenso wie das Beglaubigungsschreiben — wurde von Peter von Mörsberg überbracht. 55) Herzog Sigmund von Österreich an den König von Frankreich, 1468 Dezember 31 Innsbruck: TLA Schatzarchiv Urkunden 6942.

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