Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol

Peter Luder und Sigmund von Tirol 153 wahrscheinlich auch als Sekretär im Kanzleidienst verwendete17 18). Die Universität erteilte ihm, wie aus seiner Antrittsrede hervorgeht, die Er­laubnis, Vorlesungen zu halten, doch kam es rasch zu Spannungen mit den bereits etablierten Professoren, als der Neuankömmling in einem Anschlag zur Ankündigung seiner Vorlesungen über Valerius Maximus und Horaz berichtete, daß der Pfalzgraf beschlossen habe, die fast „in Barbarei versunkene lateinische Sprache an seiner Universität wiederher­zustellen“ und deshalb verordne, daß die Schriften der Dichter, Redner und Geschichtsschreiber öffentlich vorgetragen werden sollten ls). „Dem­zufolge werde Peter Luder“, so heißt es in dieser Ankündigung weiter, „den der ruhmreiche Fürst in seinen Sold genommen habe, die Briefe des Horaz und die Geschichten des Valerius Maximus erklären..19). Das ohnehin getrübte Verhältnis verschlechterte sich noch durch Luders Plan, seine Vorlesungstätigkeit in Heidelberg mit einer öffentlichen An­trittsrede zu beginnen. Die Professoren faßten den Beschluß, die Rede zu zensurieren20). Vom Fürsten und einigen Freunden abgeschirmt, konnte Luder schließlich am 15. Juli 1456 seine Rede doch noch halten, die nach italienischen Stilmustern geformt war und in der er die Humanitäts­studien verherrlichte21). Welche Resonanz diese Antrittsrede fand, geht aus den Quellen leider nicht hervor, doch wissen wir aus einer Hand­schrift der Österreichischen Nationalbibliothek, daß er 1457 in der ,Stube der Augustiner1 neuerlich eine Rede hielt, die gegen den Primat der Dialektik gerichtet war und die erneut die Bedeutung der humanistischen Studien unterstrich22). Seine Vorlesungen fanden mit der Zeit immer i’) Rupprich Deutsche Literatur 480; Ritter Heidelberger Universität 1 457 und 459 f; Burger Renaissance 140; Karl Hartfelder Zur Gelehrten­geschichte Heidelbergs am Ende des Mittelalters in ZGO NF 6 (1891) 142. 18) Der Text des Anschlages am schwarzen Brett der Universität befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 1 (vgl. auch den Wortlaut bei Wattenbach Luder 99—100 Anlage X; Hinweise ebendort 42); Urkundenbuch der Universität Heidelberg 2, hg. von Eduard Winkelmann (Heidelberg 1886) 44. i®) Wattenbach Luder 42 und 99—100 (Anlage X). 20) Ebenda 42 f (Schreiben des Professors Wildenhertz an die Artisten­fakultät über deren Auftrag, Peter Luder den Beschluß der Zensurierung seiner Rede mitzuteilen); vgl. dazu auch die Handschrift in der österreichischen Na­tionalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 84; Wattenbach Luder 100 Anlage XI. 21) Peter Luders Antrittsrede in Heidelberg vom 15. Juli 1456 in der Öster­reichischen Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 149 v und im Wiener Cod. Univ. 4323 (früher 91), den Wattenbach Luder 100 (Anlage XII) erwähnt und den ich leider nicht einsehen konnte. 22) Wattenbach Luder 43 und 81 erwähnt die bereits zitierte Wiener Handschrift Cod. Univ. 4323 (früher 91). 1457 betont Luder in seiner polemischen intimacio contra artistas, daß er seine Vorlesungen in das Augustinerkloster verlegen müsse (vgl. Ritter Hofpoeten 118, ebenda Anm. 1 weitere Quellen- und Literaturhinweise).

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