Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

REINALTER, Helmut: Der Wanderhumanist Peter Luder und seine Beziehungen zu Herzog Sigmund von Tirol

Peter Luder und Sigmund von Tirol 151 Studiums von Hof zu Hof, von Universität zu Universität und von Stadt zu Stadt, um dort das humanistische Gedankengut bekannt zu machen und zu verbreiten. Ihr Einfluß war oft sehr bedeutsam, da sie häufig Schüler um sich versammelten und auf diese Weise den Humanismus Weitergaben. Wegen ihres stark ausgeprägten Wander- und Freiheitstriebes sind sie biographisch meist schwer faßbar7). Zu ihren bekanntesten und merk­würdigsten Vertretern zählt der bereits erwähnte Peter Luder (geb. um 1410, bis nach 1474) aus Kislau im pfälzischen Kraichgau in der Nähe von Heidelberg, das damals im Besitz der Bischöfe von Speyer war8). Luder, der aus ärmlichen Verhältnissen stammte, dürfte nicht unbegabt gewesen sein, da er schon früh in die Grammatik eingeführt wurde und später an der Universität Heidelberg ohne Gebühren unter dem Rektorat von Doktor Bartholomeus von Herkenroye Logik und Dialektik studier­te 9). Schon nach kurzer Zeit zeigt sich bei ihm eine starke Neigung zum Wandertrieb; so gab er das Studium vorübergehend auf und reiste nach Rom10 *). Auf Grund der wirren Verhältnisse, die dort zu diesem Zeit­punkt herrschten (Papst Eugen IV. mußte bekanntlich im Mai 1434 ver­kleidet aus der Stadt flüchten), zog es Luder vor, nach Venedig weiter­zuziehen, wo er dann eine längere Schiffsreise über die griechische Küste bis nach Mazedonien antrat u). 7) Über Wanderhumanisten siehe Rupprich Deutsche Literatur 479 und Heinz Entner Frühhumanismus und Schultradition in Leben und Werk des Wanderpoeten Samuel Karoch von Lichtenberg (Deutsche Akademie der Wis­senschaften zu Berlin. Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur Reihe C, Berlin 1968). 8) Darüber Wattenbach Luder 38; Rupprich Deutsche Literatur 479; Voigt Wiederbelebung 2 294; Baron German Humanism 8; Peuckert Wende 301; Richard Benz Heidelberg. Schicksal und Geist (Konstanz 1961) 73. 9) Über seine Herkunft äußert sich Luder selbst in der Elegia ad Panphi- lam (Österreichische Nationalbibliothek Cod. Vindob. 3244 fol. 94 und Bayeri­sche Staatsbibliothek München Cod. lat. Monac. 466 fol. 293; eine Handschrift dieser Elegie befindet sich auch in der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel Cod. Basil. F. VIII. 1; vgl. die Auszüge bei Wattenbach Luder 38 und 59—61); Rupprich Deutsche Literatur 479; Baron German Humanism 8—9 und 176 Anm. 2; Gerhard Ritter Aus dem Kreise der Hofpoeten Pfalzgraf Friedrichs I. Mitteilungen aus vatikanischen Handschriften zur Charakteristik des Heidelberger Frühhumanismus in ZGO NF 38 (1923) 114; Peuckert Wende 301. — In die Universitätsmatrikel ist er im Wintersemester 1430/31 als „Petrus de Kislau Spir. dioc. p.“ (die Abkürzung „p“ bedeutet „pauper“, im Gegensatz zu „dt“ = dedit, d. h. letztere haben die Gebühr bezahlt) eingetragen: Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386—1662 1, ed. von Gustav T o e p k e (Heidelberg 1884) 186; Wattenbach Luder 38 Anm. 2. i°) Wattenbach Luder 38; Friedrich Noack Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters 1 (Berlin—Leipzig 1927) 27. u) Zu dieser Reise Baron German Humanism 15; Karl Großmann Die Frühzeit des Humanismus in Wien bis zu Celtis’ Berufung 1497 in Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 22 (1929) 267; K o s c h Literatur- Lexikon 2 1581.

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