Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone
Friedrich III. und die Stephanskrone 145 aber nicht zu einem eindeutigen Schiedspruch bereit. Immerhin versuchte er, da Carvajal sich viel zu kompromißlos gezeigt hatte und bei Friedrich nichts ausrichtete, andere Nuntien in die Verhandlungen mit dem Kaiser einzuschalten. Im Sommer 1459 waren es der Bischof von Lucca und Stefano de’ Nardini, Anfang 1460 sogar Bessarion, dessen Mission aber gänzlich scheiterte, so daß Franciscus von Toledo ihn ablösen mußte. Diesem folgten Erzbischof Hieronymus Landa von Kreta und Rudolf von Rüdesheim, zu einem Zeitpunkt allerdings, als die Friedensgespräche schon in Gang gekommen waren. Ihre letzte Phase und den Vertragsabschluß betreute Domenico de’ Domenichi, Bischof von Torcello und besonderer Vertrauter Pius’ II. 290 291). Seine Vermittlerdienste werden vom Papst in seiner Bestätigungsbulle zum Friedensinstrument mehrfach hervorgehoben, und es scheint, daß Domenichi endlich der Mann war, dem der Kaiser vertraute. Vor allem aber war Friedrich nun derart von Feinden umringt281), daß er froh sein mußte, unter einigermaßen günstigen Bedingungen das ungarische Unternehmen liquidieren zu können. Eine große Enttäuschung für den Kaiser war Podiebrads Handlungsweise. Trotz der teuer genug erkauften Zusagen unternahm dieser nämlich nichts, um Friedrich zur Regierung in Ungarn zu verhelfen. Nach dem Scheitern des Olmützer Treffens und weiterer Verhandlungen in Prag zog er nicht, wie er versprochen hatte, für den Kaiser zu Feld, verlängerte dagegen den Waffenstillstand und knüpfte sogar mit den unzufriedenen österreichischen Ständen an. Seinen Plan, „Römischer König zu sein, es sei den Deutschen lieb oder leid“, gedachte er also gegen den Kaiser, nicht im Bündnis mit diesem, durchzusetzen. Indem Podiebrad nun die ersten Fäden zwischen Matthias und Albrecht spann, wollte er den Kaiser so einkreisen, „das er jm das reich vbergebe vnd dem konig zu Vngern die cron zu Hungern“ 292). Als es aber so weit war und Albrechts Truppen gemeinsam mit den ungarischen Kontingenten August 1461 bei Laxenburg standen 293 * *), rettete ein abermaliger Parteiwechsel des Böhmenkönigs Friedrich vor der Katastrophe. Podiebrad vermittelte einen Waffenstillstand bis zum nächsten Jahr, währenddessen er Friedens Verhandlungen abhalten wollte. Friedrichs ungarische Anhänger, die Grafen von Bösing, Berthold von Ellerbach, Baumkircher und Grafenecker wurden nament29°) Hubert Je din Studien über Domenico de’ Domenichi (1416—1478) (Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse 1957/5, Wiesbaden 1958) 191 ff. 291) Zu den Verhältnissen in Österreich vgl. V a n c s a Nieder- und Oberösterreich 2 358 ff, zur Allgemeinsituation Adolf Bachmann Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs III. und Maximilians I. 1 (Leipzig 1884), die mit dem Jahr 1460/61 einsetzt. 292) Bachmann Briefe und Akten 71. 293) vgl. Rerum Austriacarum Historia, hg. von Rauch 67; Ebendorfers Chronica Austriae 477; C h m e 1 Materialien 2 251 n. CLXXXIX. Mitteilungen, Band 26 10