Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

128 Brigitte Haller hold von Ellerbach175) auch die schon länger dort ansässigen deutschen Herren. Sie mochten mit ebenso gemischten Gefühlen die politische Ent­wicklung in Ungarn verfolgen, außerdem bestanden von Ladislaus’ Zeiten her Verbindungen zu Baumkircher und Grafenecker, mit denen gemein­sam sie ja den Kaiser bekriegt hatten 176 177). Als Nichtmagyare und Ver­wandter der Cillier suchte auch Martin Frangipani Anschluß an diese Par­tei. Während der Vormundschaftszeit hatte Friedrich den Frangipani Raab übertragen 17T), war aber über das Cilliererbe auch mit ihnen in Konflikt gekommen 178). So ansehnlich die Versammlung erscheinen mochte, konn­te man nicht übersehen, daß es opportunistische Motive waren, die sie zusammengeführt hatten. Viele der hier Erschienenen hatten ihr Glück schon in den verschiedensten Lagern gesucht und würden bei günstiger Gelegenheit wohl wieder die Partei wechseln. Ein Auseinanderfallen des Bündnisses mochte auch durch ausbrechende nationale Gegensätze be­wirkt werden 179). Am 17. Februar wurde das Wahldokument ausgefertigt. Die ungari­schen Herren erklären darin, daß das Königreich Ungarn schon zu lange den gekrönten Regenten entbehren müsse, weswegen sie zu dieser Wahl geschritten seien. Ihre Entscheidung für Friedrich motivieren sie mit des­sen „probitas, potentia, virtutes, caesarea dignitas“, seiner Verwandt­schaft mit König Ladislaus sowie der Tatsache, daß er auch dessen Erbe dert waren sie in eine ältere Bösinger Linie (der Georg [III.] und sein Neffe Ladislaus [IV.] angehörten) und einen jüngeren St. Georgener Zweig (dem die Brüder Siegmund und Johann [III.] entstammten) gespalten. Siehe Moriz W e r t n e r Die Grafen von St. Georgen und Bösing in Jahrbuch der k. k. heral­dischen Gesellschaft „Adler“ N. F. 1 (1891) 171 ff. Vgl. auch Allgemeine Landes­topographie des Burgenlandes, hg. von der Burgenländischen Landesregierung, bearb. vom Burgenländischen Landesarchiv 1 (Eisenstadt 1954) 44 ff und öfter. 175) Die Ellerbach waren ein ursprünglich schwäbisches Geschlecht, das seit dem 14. Jahrhundert in Ungarn ansässig war. Vgl. Historische Stätten 701. 176) Siehe oben S. 114f. Am 21. August 1458 hatte der Kaiser aber seinen Frieden mit ihnen gemacht, indem er sie ausdrücklich in seinen Vertrag mit dem Bruder einbezog: „Mer is beredt daz wir kayser Fridreich mit Grafen Hannsen vnd Sigmunden von Pösing Hainrichen von Liechtenstain Perchtolden von Ellerbach Vlrichen Grafenegker Andreen Pemkircher vnd hansen Entzes- torffer vnd Irn helffern der Krieg halben So zwischen vns vnd In biszher ge­wesen seinn Vmb all Spruch vnd sach, der wir mit einander zetun gehabt ha­ben, vnd Sy mit vns gantz geslicht vnd gericht sein sullen, ...“: Kurz Fried­rich IV. 1 286 Beilage n. XVIII; Chmel Regesta n. 3619; Lichnowsky 7 Reg. 84. Im Oktober wurden noch einige Streitpunkte bereinigt: vgl. Birk Urkunden-Auszüge nn. 277, 278, 279 (Baumkirchers seinerzeitiger Revers bei der Verleihung von Schlaining wird kassiert, Johann von Bösing und Berthold von Ellerbach bezahlen die Ulrich von Cilli geschuldeten Beträge an den Kaiser). 177) Siehe oben S. 108. 17S) G u b o Erbstreit 81. 17°) Solche Gegensätze hatten schon Elisabeths Anhängerschaft geschwächt. Vgl. Brandsch Beziehungen 1 22.

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