Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

HALLER, Brigitte: Kaiser Friedrich III. und die Stephanskrone

126 Brigitte Haller im Januar 1459, als sich Podiebrad in Mähren befand und nach Palacky mit den Ungarn verhandelte, soll er von ihm — gegen entsprechende Gegenleistungen — die gewünschte Zusicherung erhalten haben 165). Nicht leicht zu interpretieren ist Ulesis’ kurze Bemerkung vom 27. Januar aus Graz: „certe differentie hanno lo Re de Boemia et lo Re de Ungaria cum la Mayesta prefata. La quäle se parte de Graz et va ad Vienna per tractare accordo cum li dicti Re“ 166). Das Scheitern der Kronenverhand­lungen und vielleicht auch schon das Gerücht von Friedrichs Übereinkunft mit der ungarischen Opposition mögen den Konflikt mit Matthias erklä­ren, doch war hier keine Aussöhnung in Sicht. Mit Podiebrad hingegen hatte sich Friedrich verständigt, verhandelte aber möglicherweise wegen der Unterstützung gegen Ungarn. Die allgemein gehaltene Formulierung deutet darauf hin, daß der sonst so wohl unterrichtete Ulesis hier nichts Wesentliches erfahren konnte. Sollte sich hinter seinen Worten jedoch mehr verbergen, müssen wir auf den weiteren Quellenbeleg warten, der sie uns enträtselt. Auf alle Fälle begab sich Friedrich von Graz nicht nach Wien, sondern nach Wiener Neustadt. Mitte Februar versammelten sich dann vierundzwanzig von Matthias abgefallene Magnaten auf der westungarischen Burg Güssing und wähl­ten Kaiser Friedrich zum König Ungarns. Unter ihnen befanden sich Ladislaus Gara, Nikolaus Ujlaky, der als damaliger Pfandinhaber der Burg als Hausherr fungierte167), Johann Szécsy, Georg, Ladislaus, Jo­hann und Siegmund von St. Georgen und Bösing, Paul Bánfy, Ladislaus und Nikolaus Kanizsay, Berthold II. von Ellerbach, Johann Wittowetz, Andreas Baumkircher, Ulrich Grafenecker, Martin Frangipani und, als einziger von den geistlichen Ständen, Bischof Matthäus von Sieben­bürgen 168 *). Friedrichs Anhängerschaft rekrutierte sich aus verschiedenen Gruppen. Gemeinsam war den meisten dieser Herrn, daß sie in den westungarischen Grenzgebieten begütert waren. Das mag bei ihrer Zu­wendung zum Kaiser mit eine Rolle gespielt haben, obwohl gerade die Kanizsay und Gara die Hauptgeschädigten bei Friedrichs ungarischen Eroberungen gewesen waren. Die Initiative war von der ungarischen Hofpartei ausgegangen, und Ujlaky, Gara, Bánfy und ihre Freunde wa­ren die Hauptverantwortlichen des Unternehmens. Schließlich besaßen sie das stärkste Motiv. Abgesehen von ihrer alten Feindschaft gegen die Familie Hunyady waren einzelne von ihnen bereits in akuten Gegensatz i»5) Hoffmann Beziehungen 1458—1464 17. Vgl. Rudolf Urbánek Vük Podebradsky (Praze 1930) 480, der auch eine solche vorherige Absprache Friedrichs mit Podiebrad annimmt; Urbáneks Darstellung der ungarischen Wahl Friedrichs enthält jedoch chronologische Ungenauigkeiten. 18e) ASM Archivio Visconteo Sforzesco PE-Alemagna 569. 167) Historische Stätten 730. 108) Siehe Anm. 157. 22 von ihnen haben auch ihr Siegel an das Wahl­dokument gehängt.

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