Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

AUER, Leopold: Hanns Leo Mikoletzky. Archivar – Gelehrter – Lehrer

Hanns Leo Mikoletzky 3 gewiesen würde, die der Verfasser dieser Zeilen als sein einstiger Hörer vielleicht am besten von allen dreien kennt und jedenfalls noch unmittel­bar in Erinnerung hat: die Lehr- und Vortragstätigkeit. Als Hochschul­lehrer (seit 1963 als ao. Professor) vermittelt er seit seiner 1947 erfolgten Habilitation und mit zwei kurzen Unterbrechungen durch Gastprofessuren in Frankfurt 1954/55 und 1956 den werdenden Historikern die ersten Ein­blicke in ihre Wissenschaft und tut dies, soweit es die Sprödigkeit des Stoffes gestattet, auf sehr fesselnde Weise. Hunderte von Studenten sind so in einem weiteren Sinn seine Schüler geworden und werden ihn als Lehrer und — vielleicht auf Grund eines gewissen Pessimismus gegen­über dem studentischen Niveau — als milden und verständnisvollen Prüfer in dankbarer Erinnerung behalten. Die in den letzten Jahren eingeschränkte Lehrtätigkeit an der Wiener Universität, die sich früher auch auf Vorlesungen über Papstgeschichte, Quellenkunde und Griechische Paläographie erstreckte, wird seit Jahren durch eine rege Vortragsarbeit ergänzt, und gerade hier, wo es mehr auf die Art der Darbietung als die Quisquilien einer überentwickelten Spezial­problematik ankommt, zeigt sich das pädagogische Engagement viel­leicht am deutlichsten. Nicht umsonst hat Mikoletzky seit 1956 an den von UNESCO und Europarat veranstalteten Tagungen zur Revision der Ge­schichtsbücher in Royaumont, Scheveningen und Ankara als österreichi­scher Delegierter teilgenommen. Seine wissenschaftliche und pädagogische Tätigkeit im Sinne zwischenstaatlicher kultureller Zusammenarbeit wurde durch die Verleihung der silbernen Medaille der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften und erst kürzlich durch die Verleihung des Ehrendoktorats der Universität Cluj (Klausenburg) gewürdigt. Die Arbeit, die hinter einer Popularisierung wissenschaftlicher Er­gebnisse steht, wird manchmal etwas leichthin abgetan — zu Unrecht, weil auch die wertfreieste Wissenschaft letztlich von einem allgemeinen Interesse getragen wird, das sich in der Regel nicht an der Diskussion ein­zelner, nur den Fachmann interessierender Fragen entzündet. Und das Fragmentarische an jeder Zusammenschau soll deswegen nicht Zweifel an ihrer Berechtigung hervorrufen. Die Haltung, aus der sich die verschie­denen hier geschilderten Aktivitäten miteinander vereinen lassen, hat Hanns Leo Mikoletzky selbst einmal Umrissen, als er sagte: „Jeder (nach einem Wort Spenglers) fragmentarische Mensch hat Gedanken, die nur er denken kann, Formulierungen, die einzig ihm gelingen. Aber erst, wenn er sie so weiterzugeben vermag, daß wenigstens ein Teil von ihnen in irgendeiner Form übrig bleibt, hat er wirklich gelebt. Wir haben vielleicht alle keinen Sinn aber Aufgaben, und Humanismus heißt: trotzdem aus sich das Verwendbarste machen.“ 1*

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