Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

BLAAS, Richard: Metternich, Mazzini und die Gründung der Giovine Italia

610 Richard Blaas Deutschland selbst konnte Mazzini nur wenig Anhänger gewinnen. Der Sturm auf die Frankfurter Hauptwache am 3. April 1833, der ein Schlag gegen den Bundestag sein sollte, war nicht das Werk Mazzinis oder ihm nahestehender Gruppen, bot aber Metternich den nicht unwillkommenen Anlaß für Maßnahmen zur Abwehr der befürchteten revolutionären Be­wegung, niedergelegt in den Beschlüssen der Wiener Ministerkonferen­zen37 38). Eine Welle von Verboten ist dann über die deutschen Staaten ergangen, mit Hilfe derer „der überflutende Strom des revolutionären Geistes“ im deutschen Bundesgebiet eingedämmt werden sollte3S). Die kompromittierten Träger dieser Ideen sammelten sich in der Schweiz, in Straßburg, in Paris, wo sie in den geflüchteten Polen und Italienern Gesinnungsgenossen fanden. Eine weitgespannte und intensiv arbeitende Überwachung dieser Emigranten setzte ein. In Wien und Berlin wurden Zentralinformationskommissionen geschaffen, in Mainz wurde 1833 das Zentralinformationsbüro gebildet, das die internationale, auf den Um­sturz aller bestehenden Ordnung und der Throne hinarbeitende Propa­ganda im europäischen und im österreichischen Interesse überwachen soll­te: nicht nur in Deutschland, auch in Frankreich, der Sdiweiz und Belgien. Der Aufenthalt der italienischen Emigrantengruppe und vor allem Mazzinis in dem grenznahen Seehafen Marseille mit seinen Verbindungen nach allen Seehäfen der Halbinsel war von Anfang an der österreichi­schen Regierung ein Dorn im Auge. Man begann deshalb von Wien her alsbald eine intensive diplomatische Kampagne, um Mazzini aus Marseille zu entfernen. In diese Bemühungen wurde auch die piemontesische Re­gierung eingeschaltet, die auch ihrerseits die Entfernung aller dieser „indésirables“ verlangte: „ce sont des hommes de sang qui ne révent que vengeance et massacres“ 39). Nach den Unruhen vom 5. und 6. Juni 1831 in Frankreich steuerte die dortige Regierung auf monarchischem Kurs und nahm den italienischen Emigranten gegenüber eine weniger toleran­te Haltung ein. Nach wiederholten Urgenzen konnte der österreichische Botschafter im Spätsommer 1832 endlich melden, daß entsprechende Ordre bezüglich der Entfernung Mazzinis aus Marseille bereits ergangen sei40). Die Durchführung ließ allerdings noch recht lange auf sich warten. 37) Huber Verfassungsgeschichte 2, 151 ff; Bundesmaßnahmen zur Abwehr der Nationalbewegung ebenda 177 ff; Die Wiener Konferenzen. Text der gehei­men Beschlüsse vom 12. Juni 1834 in Emst Rudolf Huber Dokumente zur deut­schen Verfassungsgeschichte 1 (Stuttgart 1961) n. 45. 38) S r b i k Metternich 1, 680. 3») Mastellone Mazzini 1, 189. 40) StK Frankreich Varia 99, Bericht Mocchettis an Apponyi von 1832 Sep­tember 13: „II ministero ordina al famoso Mazzini di uscir di Francia e l’un dei motivi ufficiali dello sfratto é l’accusa che gli si dá di cospirazione ten­dente a rovesciare i governi italiani. Mazzini non ubbidisce e risponde all’ordine colla pubblicazione del secondo numero della Giovine Italia pieno zeppo di contumelie rivoluzionarie“.

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