Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

BLAAS, Richard: Metternich, Mazzini und die Gründung der Giovine Italia

Metternich, Mazzini und die Gründung der Giovine Italia 601 ben, der vom Ausland her eine Unzahl von Aufständen ins Werk gesetzt hat. Untergrundarbeit, Meuchelmorde, Empörungen und infolge dessen scheinbar sinnlose Blutopfer gerade der besten idealistischen Kräfte seiner Bewegung bezeichnen seinen Lebensweg und markieren die Marschroute der von ihm zentralistisch geleiteten Giovine Italia. Die breiten Massen des Volkes, denen Mazzinis eigentliches politisches und soziales Programm galt, versagten sich in großem und ganzem seinem Appell. Trotz alledem sind aber Mazzinis Gedanken, vielfach abgewandelt und ihrer spitzen Akzentuierung beraubt, durch viele Rinnsale unter das Volk gekommen und haben den Boden für die nationale Erhebung vorbereitet. Das Eini­gungswerk auf diplomatischer Bühne aber wurde von einem Manne durchgeführt, dessen Realpolitik in schroffem Gegensatz zu Mazzinis Idealpolitik stand. Cavour stand dem Mazzinianismus voll tiefer Ableh­nung gegenüber. Waren des Geschickes Zeiger im Uhrwerk des Risorgi­mento Bürger und Adel, so war ebenso unbestreitbar die Aktion Mazzinis und seiner Giovine Italia Antriebsfeder und Unruhe, die das Uhrwerk in Gang hielt. Der erste Schritt zur Verwirklichung des mazzinischen Programms ist die Befreiung, die Erringung der Indipendenza. Dieses Ziel ist nur zu erreichen durch die Vertreibung der Österreicher aus Italien. Die Erhebung muß, soll sie Aussicht auf Erfolg haben, erstens gleichzeitig in ganz Italien ausbrechen und vom ganzen Volk getragen werden und zwei­tens auf alle mit der habsburgischen Herrschaft unzufriedenen Völker, denen gleichfalls zur Aufgabe gestellt ist, sich als Nationen zu konsti­tuieren, übergreifen. Dieser antiösterreichische Impuls ist Triebfeder und Motor im mazzinischen Räderwerk. „Dirigo piü che mai tutte le mie eure“, schrieb Mazzini aus seinem Schweizer Exil, „a cercare nemici all’Austria, e non senza qualche successo. L’Austria non solo ha da sgombrare ITtalia quando che sia, ma deve sparire“ 15 16). Für dieses Befreiungswerk zählte Mazzini vor allem auf die Jugend und zwar nicht nur auf jene Italiens, sondern wie seine Anregungen zur Gründung eines ,Jungen Europa' zeigen, auf die fortschrittliche Jugend in allen Ländern. „II est essentiel“, ließ er Mitgliedern des Deutschen Sühnungsbundes mit- teilen, „que la jeunesse prenne en main les destinées de l’humanité, car eile est la seule qui a de la vigueur, de la Constance, de l’enthousiasme et qui sóit capable de faire de la liberté une religion. La jeunesse de tous les pays devrait commencer par constituer une sorte de fédération européenne; mérne nőm partout; car ce nőm est un programme ä lui seul“ le). 15) R a u 1 i c h Storia del risorgimento 2, 242. 16) Informationsbüro Polizeikorrespondenz 1833, Notizen über die Giovine Italia fol. 492—515. Dieser von Seite der Polizei angelegten Übersicht über Wesen und Organisation der Giovine Italia liegt abschriftlich ein Brief Mazzinis bei (EN 5, 304), „worin Letzterer dem Garnier die Revolutionierungsmethoden für Deutschland empfiehlt“. Dieser Brief wurde „unter den Papieren des zu

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