Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

ENGEL-JANOSI, Friedrich: Bemerkungen über hypothetische Geschichtsschreibung

534 Friedrich Engel-Jánosi mg curiosity“ 21) hingewiesen, mit der die Menschen sich Gedanken über die Vorsehung machen: „And in this disordered scene, with eyes still more disordered and astonished, they see the first traces of divinity.“ Glück nehmen die Menschen als selbstverständlich und als ihren Anspruch hin, ohne daß sie viel über die Ursachen nachdächten; Unglück aber läßt den Menschen über die möglichen übernatürlichen Kräfte nachsinnen, die es verursacht haben könnten22). Dieser Haltung entspricht die Einstellung der Natural History of Religion: am Anfang aller Religionsgeschichte steht und muß stehen Idolatrie und Vielgötterei; „polytheism and idolatry was and necessarily must have been the first and most ancient religion of mankind“ 23). „The primary religion of mankind arises chiefly from an anxious fear of future events ..24). Es konnte gesagt werden, daß für Hume alle Religion, auch der Monotheismus, das Produkt nicht der Vernunft, sondern einer Leiden­schaft ist — „and a sordid one at that“; daß eine vielgestaltige Psychologie der Furcht, ja daß die Furcht vor den Ereignissen, die die Zukunft brin­gen mag, auch heute noch die Quelle des religiösen Erlebens ist. Dem Polytheismus, der für Hume am Beginn der Religionsgeschichte steht, ist er bereit, auch vom politischen Standpunkt manchen Vorzug einzu­räumen 25 26); in seiner Sicht begünstigt Aberglauben die Tyrannei, das Schwärmertum die politische Freiheit28). Aber das Resultat all unserer Bemühungen — so schließt die Natural History of Religion — bleibt die große Ungewißheit: „the whole is a riddle, an enigma, an inexplicable mystery.“ Zweifel, Unsicherheit, Un­möglichkeit, zu einem Urteil zu gelangen, stehen am Ende unserer Be­mühungen 27). Mit diesem Standpunkt war Adam Ferguson, in dem man vor allem den Repräsentanten der hypothetischen Geschichtschreibung zu sehen pflegt, nicht gewillt, sich zufrieden zu geben; auch er ein Mit­glied der schottischen Philosophengemeinschaft, befreundet mit deren Häuptern Hume und Adam Smith; verbunden mit ihnen in der Aner­kennung des common sense, des moral sense als der höchsten Autorität in den menschlichen Entscheidungen. Er hat diese Prinzipien im Bereich der Geschichte vor allem in dem Essay on the History of Civil Society (1767), aber auch in seiner dreibändigen History of the Progress and Termi­nation of the Roman Republic (1783) zur Anwendung gebracht und nicht 21) The Natural History of Religion (London 1956) 28. 22) Ebenda 31. 23) Ebenda 23 f: .......The mind rises gradually from inferior to superior ...“; a uch 46 f. 24) Ebenda 65. 26) Das interessante Kapitel über Hume in Frank E. Manuel The Eight­eenth Century Confronts the Gods (Cambridge, Mass. 1959) 168—183. 26) Essays, „Of Superstition and Enthusiasm“ 79. 2?) Natural History 76.

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