Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

PACH, Sigmund Paul: Zur Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und Ungarn im 15. und 16. Jahrhundert

Zur Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und Ungarn 253 „Lundisch“ (Londoner) mit 66 Stück, das Aachener mit 3 Ballen und 15 Stück, das Nürnberger mit 5 Ballen 40). Der Importverkehr in Sillein war auch Mitte des Jahrhunderts rege. „Eine äußerst gesuchte, belebte Handelsstraße führt von hier aus ... nach Schlesien und Mähren“ — meldeten 1560 die zur Untersuchung gegen die Dreißigstbeamten entsandten Beauftragten über das Silleiner Dreißigst- amt. Und sie bezeichneten als wichtigsten Posten der hiesigen Einfuhr auch weiterhin das Tuch 41). * Wir müssen in östlicher Richtung sogar noch weiter gehen; die schle­sischen und mährischen Stoffarten mittelmäßiger und billiger Qualität fanden nämlich nicht nur von Nordwesten, sondern auch von Norden her über Polen einen Weg zu den ungarischen Märkten, hauptsächlich über die im internationalen Verkehr so wichtige Handelsstraße Breslau— Krakau42), und von hier aus über Bochnia, Alt- und Neu-Sandez (Stary-Sgcz, Nowy-Sgcz), weiter über die Zipser Städte, bzw. Bartfeld (Bártfa, Bardejov) und Eperies (Eperjes, Presov) nach Kaschau (Kassa, Kosice)43). Die Hauptausfuhrartikel im Handelsverkehr zwischen Ka­schau und Krakau waren das Kupfer der oberungarischen (ostslowaki­schen) Bergstädte und die Weine der Kaschauer und Tokajer Weingegen­den, die Haupteinfuhrartikel hingegen — die Textilwaren44). Die Ka­schauer Handelsgesellschaft — welche die Webewaren fast ausschließlich von Krakauer Großkaufleuten bezog — hat zwischen 1501 und 1504 außer westeuropäischen (englischen, flandrischen, niederrheinischen) Sorten auch 40) Horváth Prispevok 187—189. — Sillein war freilich nur eine der im Waagtal gelegenen, bzw. zum Hauptdreißigstamt Trentschin gehörenden Stellen, wo die Einfuhr aus Schlesien und Mähren verzollt wurde. 1500—1505 bezeichnete man Trentschin als den Hauptdurchgangsort der Breslauer Waren. Die Trentschiner Kaufleute selbst führten über diese Zollstelle im Jahre 1530, 1532 und 1536 108, 112 bzw. 229 Stück mährisches Tuch ein. 41) Sándor Takáts A harmincadosok elleni vizsgálat 1560-ban [Die Untersuchung gegen die Dreißigstbeamten im Jahre 1560] in Magyar Gazdaság­történelmi Szemle 6 (Budapest 1899) 252. 42) Stanislaw Kutrzeba Handel Krakowa w wiekach sriednich na tie stosunków handlowych Polski (Krakow 1903) 12—13; Wendt Schlesien 20—21. 43) Adorján Divéky Felső-Magyarország kereskedelmi összeköttetése Lengyelországgal főleg a XVI—XVII. században [Die Handelsverbindungen Oberungarns zu Polen hauptsächlich im 16.—17. Jahrhundert] (Budapest 1905) 21—23; Albert Gárdonyi Felső-Magyarország kereskedelmi utjai a közép­korban [Die Handelsstraßen Oberungarns im Mittelalter] in Közgazdasági Szemle 32 (Budapest 1908) 19—20. 44) Kutrzeba Handel Krakowa 24; Erik Füge di Kaschau, eine osteuro­päische Handelsstadt am Ende des 15. Jahrhunderts in Studia Slavica Academiae Scientiarum Hungaricae 2 (Budapest 1956) 208.

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