Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 25. (1972) - Festschrift für Hanns Leo Mikoletzky

AUER, Leopold: Hanns Leo Mikoletzky. Archivar – Gelehrter – Lehrer

2 Leopold Auer Generalsekretär des Verbandes Österreichischer Geschichtsvereine (seit 1949) den 12. Internationalen Historikertag 1965 und 1970, gleichfalls in Wien, eine Tagung des Conseil International d’Archives, sowie elf öster­reichische Historikertage und zwei österreichische Archivtage in den ver­schiedenen Bundesländern. Die Vielseitigkeit, die den Historiker Mikoletzky auszeichnet, kündigt sich schon während seines Studiums an. So wie der Zwanzigjährige nach­einander Jurisprudenz und Philosophie und nach Beendigung des Ge­schichtsstudiums auch noch Theologie zu studieren begann, ehe er sich durch die Absolvierung des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 1935—37 endgültig der historischen Fachzunft verschrieb, hat er sich auch als Historiker mit den verschiedensten Themen beschäftigt, wozu ihn seine weitgespannten Interessen und eine weit über das eigene Fachgebiet hinausreichende Belesenheit gleichermaßen prädestinierten. Und fast wie ein Spiel des Schicksals mag es anmuten, daß der für alles Künstlerische so Empfängliche durch siebzehn Jahre (1950—67) an derselben Stelle als Archivdirektor tätig war wie mehr als ein Jahrhundert zuvor Franz Grill­parzer, dessen Wirken Mikoletzky denn auch verschiedene Arbeiten ge­widmet hat. Trotzdem zeichnen sich natürlich bei aller Vielfalt der Veröffentlichun­gen Schwerpunkte ab: Der eine ist die Beschäftigung mit Problemen der allgemeinen und Kirchengeschichte des frühen und hohen Mittelalters, die in dem vielbenützten Werk über Heinrich II. und die Kirche gipfelt — die frühen Interessen für Theologie mochten hiefür eine besondere Hilfe sein —, der zweite, unmittelbar aus der beruflichen Tätigkeit am Hofkam­merarchiv erwachsen, die Erforschung der österreichischen Wirtschafts­geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Ausgehend von Untersuchungen zur finanziellen Tätigkeit Franz Stephans von Lothringen, der, lange von der Historie vernachlässigt, erst dadurch wieder in ein helleres Licht ge­rückt wurde, hat Mikoletzky auch hier seine Zielrichtung ins immer All­gemeinere erweitert und als Ergebnis seiner jahrelangen Forschungen mit einer ihrem zeitlichen Rahmen nach an das monumentale Werk von Huber und Redlich anschließenden Geschichte Österreichs begonnen, deren dritter Band (über das 19. Jahrhundert) erst kürzlich erschienen ist. Seit seiner geschichtsphilosophischen Erstlingsarbeit, der 1933 bei Wil­helm Bauer über das Problem des Staatentodes abgelegten Dissertation, ist es Hanns Leo Mikoletzky bei seiner Forschertätigkeit letztlich immer um eine Zusammenfügung der vielen Einzeltatsachen zu einem Geschichts­bild gegangen, das seinerseits wieder im Sinne von Motivationen weiter­zuwirken vermag. Es ist daher nur folgerichtig, daß sich Wissenschaft für den Jubilar nicht in einem elfenbeinernen Turm vollzieht, sondern immer im Hinblick auf ein Gegenüber. Eine Würdigung wäre daher unvollständig, wenn nicht auch auf jene Seite im Wirken Hanns Leo Mikoletzkys hin­

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